Tagebuch



Gabi & Jürgen on Tour ...

Ein entspannter Sonntag

20150913_181909_BAE0259
Gabi und Jürgen an der Front Street, Lahaina, Maui, HI


Auch ohne dass das iPhone uns weckt, haben wir 02:30 Uhr die Augen offen - wir wollen ja zum Sonnenaufgang auf den 3.055 Meter hohen Haleakala fahren. Fahrtzeit: 2 Stunden - bei Abfahrt um 03:00 Uhr wären wir dann so rechtzeitig dort, dass wir uns noch orientieren können, bevor die Sonne aufgeht. Haleakala heißt übrigens „Haus der Sonne“ und so ein Sunrise dort oben soll zu den spektakulären Erlebnissen gehören, die man dringend mitnehmen soll - wenn das Wetter passt.

Tut es leider nicht! Unser Zimmer ist ja recht offen gebaut (oben unter der Decke ist es ringsum offen für luftigen Durchzug; Insektenschutz ist aber überall dran). Und dort oben blitzt es verdächtig oft und hell. Bei Gewitter im Dunkeln die vielen Serpentinen hoch zu rollen - na ich weiß nicht?! Wir beratschlagen uns 30 Minuten lang und checken dabei auch die Wetternachrichten auf dem iPhone. Sie bestätigen unseren Verdacht: 40% Regenwahrscheinlichkeit, dazu die deutlich sichtbaren Blitze; wir bleiben liegen.

So habe ich Gelegenheit, ab 06:00 Uhr auf der Website des KRZN die Ergebnisse der Bürgermeister- und Landratswahlen zu verfolgen, denn die Wahllokale sind geschossen. Ich stelle mir vor, wie es bei der Wahlparty im Kreishaus zugeht, während ich vor mich hinschwitze. Es zeichnet sich ab, dass Landrat Spreen die Wahl schon heute für sich entscheiden kann; letzte Gewissheit gibt es aber erst um 07:30 Uhr. 58,29% sind ein sehr gutes Ergebnis und ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit! Bei den Bürgermeisterwahlen in den Kommunen geht es derweil rund und z.T. zeichnen sich hier wieder Herzschlag-Finals ab wie vor 6 Jahren. Kevelaer geht für die CDU sehr knapp verloren, Kleve und Issum deutlicher. Und es stehen diverse Stichwahlen in 2 Wochen an; puh - sehr spannend, das Ganze!

Wir skypen später noch mit Vater und Mutter, bevor wir uns dann um 09:00 Uhr auf den Weg zum Haleakala Nationalpark machen. Einmal möchten wir auf jeden Fall hoch und heute wäre Zeit dafür. Es dauert auch im Hellen 2 geschlagene Stunden und über weite Strecken geht es durch die Wolken; verbunden mit leichtem Niederschlag. Unterwegs treffen wir auf die hier beheimateten Nenes (eine Gänseart) und ganz oben auf dem Gipfel auch auf einen weitere seltene Vogelart, deren Namen wir noch erforschen müssen.

Gleich hinter dem Eingang zum Nationalpark ist das Headquarters Visitor-Center und wir holen erste Erkundigungen ein: nach den Einschätzungen des Rangers lohnt es sich auch an den nächsten beiden Tagen nicht, im Dunkeln hier heraufzufahren. Die Aussichten sind nicht besser als heute. Er empfiehlt, als erstes bis zum höchsten Punkt zu fahren und erst dann das zweite Visitor-Center am Gipfel aufzusuchen. An den Viewpoints in den Serpentinen sollten wir erst auf dem Rückweg halten. Gern befolgen wir den Ratschlag - derzeit sieht man sowieso die Hand vor den Augen nicht.

Ganz oben ist es nicht anders - alles grau in grau. So leuchtend die Farben und so spektakulär die Ausblicke in den seit 200 Jahren „schlafenden“ Krater und die 12 x 4 km (!) große Caldera auch sein könnten: heute bleibt uns das verborgen. Ins Auge fällt aber eine Pflanzenart, die es nur hier oben gibt: die Silberschwerter. 5-50 Jahre benötigen die großen Gewächse, um es unter widrigsten Bedingungen dazu zu bringen, einmal zu blühen - und danach ist es dann auch um sie geschehen!

Zurück zum oberen Haleakala Visitor-Center, es fängt stärker an zu regnen und als wir 5 Minuten später dort eintreffen, gießt es waagerecht. Unsere neuen, leichten Regenjacken bewähren sich prächtig. Knapp 13 Grad hat es hier - was für ein Unterschied zu den 35 Grad an der Küste. Im Vistor Center unterhalte ich mich mit einer Rangerin und sie bestätigt ebenfalls, dass es völlig richtig war, heute Nacht nicht herauf zu kommen, denn es gab auch zu dieser Zeit Null Sicht. Und das soll an den nächsten beiden Tagen nicht unbedingt besser werden.

Also machen wir kurzen Prozess: wir fahren zurück nach Lahaina und kaufen dort im Safeway ein „Full Rack Spare-Ribs“ für morgen und eine Pizza für jetzt gleich. Gabi beschließt zudem, dass heute Waschtag ist. Kenneth hat uns freundlicherweise die nötigen Quarters bereitgelegt und so kann Gabi die Waschmaschine in Gang setzten. 2 Maschinen Hemden etc. werden für die nächsten Tage wieder in einen frischen Zustand versetzt. Während die erste Maschine läuft, ist die Pizza am Start und wir lassen es uns schmecken.

Danach machen wir einige Minuten die Augen zu und gehen dann noch einmal zu Fuß nach Lahaina. Die Prison Street will noch erkundet werden, hat aber außer dem historischen Gefängnis nicht viel zu bieten. Ganz anders die Front Street um die Ecke, die früher Rotlichtviertel des Walfängerortes war und heute mit Shops und Restaurants glänzt.

Wir kommen wieder an Mick Fleedwood’s Restaurant & Bar vorbei. Eine meiner ersten LP’s war von seiner Band und ein freundlicher Mensch spricht uns an und lädt uns ein, hereinzukommen. Wir wollen aber gar nichts essen jetzt. „Egal - wir haben hier auch eine Ausstellung etc. Mick lebt hier auf der Insel und ihr könnt euch alles anschauen, was er so gesammelt hat in den Jahren.“ Das lassen wir uns nicht zwei mal sagen. Es gibt echt coole Schlagzeuge zu sehen, eine Harley von Mick und seinen 1933er Austin, in dem Gabi sogar Platz nehmen darf, damit ich ein Foto machen kann. That’s America!

Gemütlich schlendern wir die Straße entlang und zur „blauen Stunde“ zeigt sich auch die Sonne noch einmal. Sehr gutes Fotolicht! Gabi gönnt sich ein Eis und auf der Terrasse der Eisdiele treffen wir zwei Damen, mit denen wir uns beim Sonnenuntergang nett unterhalten. Ich fotografiere sie mit ihrer Kamera und sie sind begeistert, was man aus dem Gerät mit etwas Finesse herausholen kann, Im Gegenzug macht eine von ihnen unser „Foto des Tages“ von uns beiden.

Nun steht „Souvenirs kaufen für die Lieben daheim“ auf dem Programm - gehört nicht zu den leichtesten Aufgaben, aber wir schaffen das. Gegen 19:45 Uhr sind wir im heimischen Paradies und setzen uns ans Tagebuch und die Fotos. Gleich gucken wir noch die Keynote von Apple zu Ende, die wir gestern Abend begonnen haben. Interessant, was die Leute aus Cupertino letzte Tage präsentiert haben: neues Apple TV, iPad pro mit Apple Pencil, iPhone 6s … Dazu wird es Nachos mit scharfer Salsa geben freu mich darauf! Morgen dann der 2. Anlauf auf der „Road to Hana“? Mal schauen!!

Das war ein (bis auf die Wahlergebnisse) eher unspektakulärer, dafür aber erfolgreicher und entspannter Urlaubs-Sonntag. Uns geht es prima!

Tagesetappe: 200 km
Übernachtung:
The Ilikahi, 441 ilikahi Street, Lahaina, HI 96761

"Pele comes to visit"

20150909_144503_BAE9519
Gabi mit Garry in seinem „neuen Haus“ am Ende der „Chain of Craters Road“, Big Island, HI

Was für ein Tag - und er ist noch nicht zu Ende. Wach war ich seit 04:00 Uhr schon. Aber wir wollten ja erst um 05:10 Uhr zum Krater losfahren, um ihn endlich „glühen“ zu sehen. Pünklich kommen wir weg - bei der kurzen Anfahrt zeigen sich aber bereits wieder die gefürchteten Nebelschwaden. Am Krater angekommen, erfahren wir von den wenigen Besuchern, dass der Nebel gerade erst reingezogen ist - sie haben vor 30 Minuten annehmbare Bilder geschossen. Mist - zu spät. Die Sonne geht auf und damit verschwindet auch das letzte anzunehmende rötliche Schimmern. Also: nächste Nacht noch mal.

Es ist noch nicht ganz hell, da sind wir schon an der Thurston Lava Tube - hier sind wir ganz alleine. Das gibt Zeit, etwas zu experimentieren mit der Kamera - gleichzeitig schauen wir uns aber auch ausführlich um. Hier stehen die größten Baumfarne der nördlichen Erdhalbkugel. Wir sind sprachlos - ist ja auch noch früh. Die „Tube“ ist eine 500 Jahre alte Lavaröhre - ein recht langer Tunnel, durch den die Lava damals hindurchgeflossen ist. Auch beeindruckend!

Gegen halb Acht skypen wir kurz mit Vater und Mutter sowie Georg. Alles ok zu Hause. Gut! Dann gibt es Frühstück. Robert übertrifft die Vorstellung von gestern. Es gibt zum Ost und den Pancakes (mit zig Sirupsorten und Marmeladen) auch Toast, Würstchen und Spiegeleier. Mit uns am Tisch: ein junges, amerikanisches Paar und eine Kleinfamilie aus Polen, die in Krakau ein pazifisches Restaurant (inkl. Tanz- und Musikdarbietungen) betreiben und auf Einkaufs- und Entdeckungsreise für neue authentische Hawaii-Gerichte sind. Sachen gibts …

Es ist gegen 09:00 Uhr, als wir Richtung Hilo rollen. 45 Minuten dauert die Fahrt. Dort angekommen, schlendern wir erst mal ganz gemütlich durch die Liliuokalani Gardens, einen japanisch angelegten Garten mit unbeschreiblichen Bäumen, Wasserläufen, Pagoden, orientalischen Brücken, einem Teehaus, etc. Von hier wechseln wir auf das winzig kleine Coconut Island hinüber. Hilo ist in den 40er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts von einigen schweren Tsunamis verwüstet worden - daran wird immer wieder erinnert. Die Gegend: sehr ruhig und schön.

Knapp 1,5 Meilen weiter in den Ort hinein stellen wir das Auto nochmals ab - alles ganz easy, überall kostenfreies Parken - wie fast überall hier auf den Inseln. Wir gehen die Kamehamehu Ave. ein Stück zurück und schauen uns den Farmers Market an, einen Bauernmarkt, wo alles vom Erzeuger vermarktet wird, was gekauft wird. Eine Bäuerin bietet uns Rambutan zum probieren an. Da sagen wir nicht nein und kaufen ihr dann ein Pfund für 2 Dollar ab. Größer als Litschies, aber geschmacklich sehr ähnlich. Gabi ersteht noch ein neues, sehr buntes Tuch, während außerhalb der Zeltplanen einer dieser 5-Minuten Sturzbachregenfälle runterkommt. Respekt!!

Etwas außerhalb von Hilo erreichen wir die Rainbow Falls und ich fotografiere wieder mit Stativ und Graufilter. Nebenan stehen wieder Banyan-Trees der Sorte, die uns heute Morgen in Hilo schon umgehauen hat. Selten habe ich so imposante Bäume gesehen - da kommen nur die Sequoias in Kalifornien mit. Ich werde einiges mal wieder bei den Fotos zeigen.

Nur wenige Meilen weiter: die Pe’e’pee Falls - weitere Wasserfälle mit weniger Publikumsbetrieb; der Aussichtspunkt ist in einer sehr grünen Parkanlage gelegen. Die Sonne brennt und ich fürchte, zu verbrennen. Raus aus der Sonne! Gabi spendiert eine Orange und einen Müsliriegel - die Trauben und Nektarinen sind gestern von uns verputz worden.

Über Pahoa erreichen wir 50 Minuten später die Ostküste und zwar dort, wo die „Chain of Craters Road“ (von gestern, ihr erinnert euch?) auf der anderen Seite (nördlich) von der Lava abgeschnitten wurde. Hier ist überhaupt kein touristischer Betrieb - die Seite hier ist schwerer zu erreichen und die meisten haben hierfür keine Zeit. Dafür kann man hier am Ende des Asphalts auf Gravel (Schotter) noch ein Stückchen weiter fahren, immer zwischen dem Lavaflow hindurch - gestern mussten wir viel Laufen.

Irgendwann dann aber ein Schild, das allen „unauthorised Persons“ das Weiterfahren verbietet. Wir stellen den Wagen ab, gehen aber doch noch ein Stückchen zu Fuß weiter. Da kommt von hinten ein Pickup; der Fahrer vom Typ „Aussteiger“ hält und spricht uns an. Ich vermute schon, dass weitergehen hier auch nicht erlaubt ist - weit gefehlt. Er grüßt lässig und fragt, warum wir nicht fahren? Das Schild! Ach das? Kümmert euch nicht drum - fahrt einfach weiter, ich wohne auch hier (wohnen??). Eine gute halbe Meile weiter ist Ende - da geht aber links noch ein Weg rein. Wenn ihr Lust habt, besucht mal den Typen, dem die Lava hier vor 5 Jahren das Haus abgebrannt hat - er ist sowas wie ein Lavaexperte, zeigt euch bestimmt gerne ein paar Fotos! Echt? Ja klar - macht das!!

Wir gucken uns an - drehen um, holen das Auto und fahren hin. Tatsächlich: da führt am Ende so ein roter Ascheweg über Stock und Stein mitten in das Lavafeld hinein. Und einige Kuppen weiter (wenn das hier unsere Autoversicherung sieht, sind wir dran) taucht ein kleines Holzhaus auf. Etwas abseits - Mitten in der Lava - werkelt ein Mann mit Sonnenhut an einer kleinen Palme rum - in der gleißenden Sonne. Wir halten, machen lässig das Fenster runter und fragen, ob wir stören? Stören, wobei? Naja, bei seiner Arbeit! „Hey Leute, bitte stört mich und haltet mich davon ab, hier weiter zu machen! Stellt euer Auto da hinten ab und kommt rüber!“ Gesagt getan.

Er stellt sich als Garry vor und es folgt eine dieser Stunden, die uns so verrückt auf die USA und die Menschen hier gemacht haben. Ihr müsst euch das vorstellen: schwarze Lava bis zum Horizont, wohin man guckt - nur zum Meer hin sieht man die Wellen brechen. Mittendrin ein kleines Holzhaus, ein ziemlich großer Wassertank, eine Badewanne unter freiem Himmel, ein Pickup und einige Planzen, die er gerade beackert hat.

Garry bezeichnet sich selbst als „Lava-Verrückten“ und erzählt uns, dass ihm 2010 genau hier - genauer: 300 Meter weiter da hinten - sein Haus „unter dem Hintern weg gebrannt ist. Und nun hat er sich ein neues gebaut. Alles gut! Wir fragen ungläubig nach: wie das denn war? wie lange das gedauert hat? warum er noch hier ist?

Er zeigt uns Fotos und erzählt. Selten habe ich einen authentischeren Kerl erlebt. Drei seiner Großeltern stammen aus Deutschand, eine Oma aus Österreich - wir waren also zumindest theoretisch mal „Nachbarn“ - haha!! Seine Eltern sind aber nach Wisconsin ausgewandert und ihn hat es dann nach Hawaii verschlagen. Lava und Vulkane haben ihn immer schon fasziniert. Er hat sich hier (da hinten) damals ein Haus gebaut und seitdem ist er hinter dem flüssigen Gestein her. Tolle Fotos hat er - zu der Zeit ist er immer wieder (auch nachts) aufgebrochen, um die Lavaströme zu fotografieren. Wenn sie ins Meer getropft ist, gab es zum Teil heftige Explosionen. Die eingeschlossenen Gase haben ganze Feuerwerke erzeugt. Solche Fotos haben wir auch in den Visitor Centern gesehen. Eine dieser Fontänen war über 100 Meter hoch - super Bild! Die „Lavabombs“, die dabei entstehen (Handball- bis Melonengroße Gesteinsbrocken) fliegen durch die Luft und schlagen überall ein. Kleineres Material prasselt darauf, sinkt ein und wird eingeschlossen. Beispiele hat er zur Anschauung parat.

Den Unterschied zwischen Aa-Lava und Pahoehoe-Lava kennen wir schon: Aa ist die messerscharfe, bröckelige Lava, an der man sich heute auch noch im erkalteten Zustand die Knochen aufreißen kann - wir haben gestern diese Sorte nur ein Mal betreten. Pahoehoe ist die sanft fließende, honigartige Lava, die eher tropft und zähflüssig ist. Sie sieht auch heute erkaltet noch viel schöner aus. Garry kann das noch weiter ausführen: Pahoehoe ist gut 1.200 Grad heiß, Aa nur 900 Grad. Und Aa „fließt“ nicht, sondern rollt vorwärts, „als wenn sie jemand mit einem Bulldozer schieben würde“. Dabei hat sie eine Struktur ähnlich von Holzkohle, nur viel schärfer und größer - glühende Gesteinsbrocken eben. Pahoehoe leuchtet nachts rot-orange-gelb; die etwas kälteren Stellen sind grau-schwarz. Bei Tageslicht sieht sie nur noch schwarz oder silbrig aus und man wundert sich, wenn es „unten herum“ wärmer wird und nebenan eine zähe Masse plötzlich gemächlich in Bewegung gerät. Oft sei es auch so, dass die vorderen Bereiche langsam erkalten und ganz zäh werden, von hinten schiebt das flüssigere Material dann alles zu Wülsten empor. Könnt ihr gut auf den Bildern von gestern sehen!

Beeindruckende Zahlen hat er auch parat: Der Kilauea (der ja derzeit noch aktiv ist) hat in den letzten 32 Jahren (im Januar werden es 33) täglich (!) über 400.000 Kubikmeter Lava produziert und über Lavafelder auf die Insel und ins Meer gepumpt. Viel oder? Der Mauna Loa (das ist der ganz große Vulkan hoch über uns) hat allein bei einem Ausbruch 1984 in 25 Tagen (!) die 400-fache Menge ausgespuckt und den Berg hinab fließen lassen (er zeigt uns das auf der Karte, die wir auch haben).

2010 war die Welt für Garry noch in Ordnung. Er frönte seinem Hobby, den Lavafeldern des Kilauea nachzuspüren und Fotos zu machen. Irgendwann wurde ihm dann klar, dass ein großer Lavaflow seine Richtung geändert hat und genau auf sein Haus zu steuerte. Ungefähr einen Monat vorher habe er gewusst, dass es ihn treffen wird. Er hat noch alles wertvolle (Waschmaschine, Gefrierschrank, Fernseher etc.) in Sicherheit gebracht. Dann hat er weiter fotografiert und gefilmt. Und eines Nachts gegen 3 Uhr war es dann so weit: das Haus brennt lichterloh. Die Bilder sind echt spooky! Was er gemacht habe? Fotos - und mit seiner Nachbarin eine Flasche Sekt getrunken. Nach einer Stunde war alles vorbei. Nur das Aluminiumdach sei übrig geblieben. Nach einigen Tagen habe die Lava (Pahoehoe übrigens) sich aber auch darüber aufgefaltet und es verschwinden lassen. Einen kleinen Rest könnt ihr da hinten noch sehen!

Es hat nur zwei Jahre gedauert, dann haben sich die ersten Farne schon wieder ihren Raum verschafft. Und da sei ihm klar gewesen, dass er sich ein neues Haus baut - das hier! Es hat nur einen Raum mit Küche, Bett und Wohnzimmer in einem. Es ist viel kleiner - wenn es ihn nochmal erwischen sollte, kann er es abbauen und in Sicherheit bringen. Die Versicherung hat nämlich die Prämien erhöht - kann man nicht mehr bezahlen. Strom: Solar! Wasser: „look, my catch-me-tank!“ (er zeigt auf den großen Wassertank). Fast ganz voll sei dieser derzeit. Das Wasser wird gechlort und vor dem Verzehr noch einmal gefiltert. Was er zum Essen benötigt, baut er fast alles selber an - er benötige nicht viel - Gartenarbeit (bei der wir ihm willkommen „gestört“ haben) sei aber täglich nötig.

Er sei mit sich im Reinen - „it’s nature!“ Er habe Pele (ihr erinnert euch: die hawaiianische Vulkangöttin) und ihr Zuhause, den Kilauea-Crater früher so oft besucht, um Fotos zu machen u.ä. Nun habe sie ihn auch einmal besucht - das sei eigentlich nett - so ein Gegenbesuch. Es zeige aber auch, wo wir Menschen stehen - es gebe halt Dinge, die man nicht aufhalten kann. Naturgewalten zum Beispiel. Dann muss man sie auch annehmen lernen.

Liebe Leute: die Geschichte von Pele ist auch wirklich sehr schön, das führt heute aber zu weit - vielleicht ein anderes mal. Oder ihr googelt das mal …

Wir sprechen mit Garry noch über andere Dinge - zum Beispiel darüber, dass ich nach unserem Empfindungen auch in Deutschland das Klima verändert. Er stellt für seinen Teil auch fest, dass derzeit hier etwas im Wandel ist: fast wöchentlich ziehen Hurrikane vorbei, die Wellen seinen im Sommer/Herbst so ungewöhnlich hoch und auch die Vulkane würden wieder aktiver: faszinierend: dieser Mix aus Zerstörung und Schöpfungskraft! Dem ist nichts hinzuzufügen.

Wir fragen, ob wir etwas für ihn tun können. Bei seinem ganzen Zeug (den Fotos, den Lavabeispielen etc. - er hat uns auch noch einiges zur chemischen Zusammensetzung der Lava usw. erzählt) liegt eine selbstgebrannte DVD. Titel: „Pele comes to visit“. Ob da seine Bilder drauf seien und ob ich die kaufen könne? Ja klar, auch ein Video sei dabei von der Nacht, in der sein Haus verschwand … Müsse ich aber nicht, er habe immer gerne Besuch und teile gern sein Schicksal und seine Gedanken mit netten anderen Leuten. Ich gebe ihm 20 Dollar und bin mal gespannt, was drauf ist auf der DVD. Ist aber eigentlich gar nicht wichtig. Das ist das bestangelegte „Tipp“, das ich je gegeben habe.

Zur Verabschiedung gibt er uns noch eine gut gemeinte Warnung mit auf den Weg: keine Lava mit nach Hause zu nehmen, sonst wird Pele sauer und bringt Unglück über uns. Das habe ich vor der Reise auch schon irgendwo gelesen. Es soll sogar Leute geben, die mitgenommene Lavastücke wieder zurückgeschickt haben, um das Unglück wieder los zu werden. Also: wir lassen das Zeug hier, auch wenn’s schwer fällt.

Als wir ihn verlassen, sind wir richtig zufrieden mit dem unerwarteten Verlauf des Nachmittags. Aus erster Hand eine so spannende Story zu hören - das kriegt man nicht alle Tage. Machs gut Garry und grüße Pele von uns! Uns muss sie nicht besuchen, wir kommen lieber zu ihr!

Der Nachmittag ist fortgeschritten und wir fahren nun die Küste entlang über die #137 Richtung Nordosten. Hier gibt es noch einige schöne Strände etc., die wir aber alle rechts liegen lassen. Dafür ist die Straße an sich der Oberhammer! Eine der absoluten Traumstraßen für uns. Ziemlich ruhig und abgelegen. Achterbahn! Rechts und links stehen exotische Bäume und Farne, die oben teilweise zusammenwachsen - Baumtunnel der besonderen Art. Und dabei immer auch der Blick auf die Küste. Hier würde ich wirklich gerne nochmal fahren!

Zurück nach Volcano, unterwegs tanken, denn morgen stehen gut 300 Kilometer über die Nordspitze nach Kona auf dem Programm. In Volcano stoppen wir beim „Thai Food Truck Tuk Tuk“ - so eine rollende Garküche. Ich bestelle Red Curry with Shrimps, Gabi Pad Thai with Chicken. Dazu „fried springrolls“ (kleine Frühlingsrollen als Appetizer). Auf unserer Terrasse schlemmen wir. Köstlich! Das beste Curry, das ich in den letzten Jahren hatte. Und im Vergleich zum Thai Thai vorgestern: doppelte Menge, doppelter Geschmack, halber Preis! Super!

Nun ist das Tagebuch geschrieben - 20:45 Uhr. Die Fotos hatte ich eben schon verortet. Nun suchen wir noch ein paar für die Website aus, die ich dann kurz entwickele. Wenn dann die Homepage fertig ist, fahren wir noch einmal zum Krater. Hoffen auf nebelfreie Sicht und Pele’s Wohlwollen. Die feurige Dame tut so viel für die Insel, sie schenkt ihr täglich neues Land - bitte schenke uns einen guten Blick auf dein leuchtendes Haar! Sonst müssen wir dir morgen früh vor Sonnenaufgang nochmal aufs Dach steigen - und das willst du doch nicht wirklich, oder?

Gute Nacht ihr Lieben, reisen bildet - und die Geschichte von Pele arbeite ich auch nochmal auf; versprochen!

Nachsatz: es ist jetzt 23:20 Uhr und wir sind zurück vom Kilauea-Krater. Die Sicht war gut, Pele hat gefaucht, sich aber in vollem Glanz gezeigt - ein unbeschreibliches Erlebnis! 2 Fotos habe ich auch gleich mal zur Ansicht bereit gestellt. Her mit dem Wein, morgen früh wird ausgeschlafen.

Tagesetappe: km
Übernachtung:
Aloha Junction Bed & Breakfast, Volcano, Big Island, HI

Born of Fire… Born of the Sea

20150908_153024_BAE9286-edit
Gabi im Hawaii Volcanoes NP, Big Island, HI

Die Nacht war super. Hier auf gut 1.200 Metern über NN ist es etwas kühler und bei Weitem nicht so stickig. Im Frühstücksraum treffen wir zwei andere Paare, die schon fast fertig sind. Und wir treffen auf einen reich gedeckten Tisch. Robert hat sich richtig ins Zeug gelegt. Frisches Obst für jeden bereits gerichtet, Guavensaft in Sektgläsern, Kaffee in Mengen, heiße Waffeln, 30 verschiedene Sirups (oder heißt es Siruppe?), Hamburgerpatties, Müsli in allen Formen und Farben etc. Wir schlemmen!!

Zwei der anderen waren heute morgen schon um halb sechs am Kraterrand und waren begeistert. Da werden wir morgen wohl auch mal früh aufbrechen. Gut, dass das von hier nur 10 Minuten Fahrzeit sind.

Der Tag heute gehört den Vulkanen und dem dazugehörigen Nationalpark hier vor unserer Haustüre. Da wir nach dem ausgiebigen Frühstück noch mit Birgit und Vater und Mutter skypen, kommen wir erst gegen 09:30 Uhr weg. Schnell sind wir am Jaggar-Museum, das aber erst um 10:00 Uhr öffnet. Wir setzen uns aufs Mäuerchen und blicken in die riesige (2x3 Meilen große) innere Caldera des Kilauea - in der äußeren, die nochmal größer ist, sitzen wir bereits. Weit vor uns qualmt es aus dem Halema’uma’u Krater. Dort drinnen blubbert die flüssige Lava - sehen kann man sie von hier aus nicht und näher ran kann man wegen der gefährlichen und gesundheitsgefährdenden Gase nicht. Im ganzen Park wird davor gewarnt, dass die Luftqualität schlecht ist und man bei Anzeichen von Unwohlsein den Park verlassen sollte.

Mir gehen einige Punkte durch den Kopf, die ich im Reiseführer über die Entstehung der Inseln und den Vulkanismus hier erfahren habe: die Hawaii-Inseln bilden die Spitzen einer fast 5.000 km langen Vulkankette, die von Big Island bis zum Aleutengraben im Nordpazifik reicht. Die vulkanischen Aktivitäten auf Kauai, Oahu, Maui und den kleinen Inseln dazwischen sind beendet. Hier auf Big Island wirft der Kilauea immer noch Lava aus und formt so neues Land. Alles ist in Bewegung und verändert sich. 70 Millionen Jahre dauert der Kreislauf aus Zerstörung und Schöpfung schon. Er wird durch die pazifische Platte vorangetrieben, der die Inseln wie ein Förderband über den Hotspot aus heißer Magma bewegt - jedes Jahr 5-9 cm.

Mauna Loa und Mauna Kea sind die beiden riesigen Schildvulkane, die Big Island einst erschaffen haben. Sie bilden zusammen die größte Vulkanformation der Erde. Gilt der ältere Mauna Kea inzwischen als „schlafend“, befindet sich der Mauna Loa immer noch im Aufbaustadium. Er ist 1984 zuletzt ausgebrochen. Seine Lavafelder haben wir gestern und heute im Westen und Osten der Insel immer wieder überquert. Der Kilauea, in dessen Caldera wir hier sitzen, ist ein wachsender Vulkan. Er spaltete sich vor rd. 200.000 Jahren vom Mauna Loa ab. Seit 1983 bricht er kontinuierlich aus. Seine Lavaströme haben seitdem rd. fünf Quadratkilometer neues Land im Meer erschaffen. Etwas im Süden von Big Island wächst derzeit bereits der nächste Vulkan tief unter dem Meeresspiegel heran: Lo’ihi - er wird voraussichtlich in 100.000-200.000 Jahren die Wasseroberfläche erreichen und dann die jüngste Insel der hawaiianischen Inselkette werden.

Einige dieser Informationen habe ich auch im Jaggar-Museum gelesen. Ein interessantes Foto ist im Album von heute. Es zeigt die Dimensionen auf: 4.169 Meter ragt der Mauna Loa aus dem Meer heraus. Hinzu kommen 5.000 Meter, die vom Meer verborgen sind. Allein damit ist er schon höher als der Mount Everest (8.848 Meter). Die Grafik zeigt, dass man eigentlich noch weitere 8.000 Meter hinzurechnen muss - das ist der Bereich, den die Masse des Mauna Loa im Wachstumsprozess an Meeresboden komprimiert hat - unvorstellbar!

Ach Leute, wir haben heute soviel Info getankt, das kann ich hier unmöglich alles loswerden.Wir haben uns nach dem Besuch des Jaggar-Museums (das eigentlich ein normales Visitor-Center ist) jedenfalls über den „Crater-Rim-Drive“ zurück auf den Weg Richtung Parkeingang gemacht. Vorher stoppen wir noch bei den „Steam Vents“ („Dampfentlüftungsöffnungen“ wäre wohl die treffendste Übersetzung). Das sind einige der Öffnungen im Boden, aus denen es unentwegt dampft - Wasser, dass durch die Lava erhitzt wird, muss ja irgendwo hin.

Am Parkeingang befindet sich das eigentliche Visitor-Center und hier beginnt der „Sulphor-Banks-Trail“, den wir nun in Angriff nehmen wollen. Wir wollen gerade los, da erfahren wir, dass es genau dorthin und weiter einen rd. 90-Minütigen Ranger-Walk geben wird, der just in 5 Minuten startet. Da schließen wir uns gerne an, denn mit solchen Wanderungen haben wir in anderen Parks in den vergangenen Jahren immer die besten Erfahrungen gemacht.

Und Mike, ein pensionierter Englischlehrer aus Hilo, der hier als Freiwilliger arbeitet, enttäuscht uns nicht! Zwei Stunden führt er uns über den Trail durch Regenwald und vorbei an rauchenden Schloten (die uns an den Yellowstone NP erinnern - nur gibt es da keinen Regenwald) und füttert uns mit Infos. Nicht nur über den Vulkanismus - er erzählt auch anschaulich über Fauna und Flora. Alles ist sehr gut verständlich und er beantwortet auch gerne jede Frage. da habe ich einige und er hat offensichtlich großen Spass, sie zu beantworten. Besonders auf die Planzen geht er ein und er bittet uns immer wieder, sie auch anzufassen (oder zu probieren):

Ti - wachsartige grüne Blätter, die man prima nutzen kann, um Lebensmittel einzuwickeln (denn sie halten die Feuchtigkeit drinnen) und die von den Hawaiianern immer schon genutzt wurden, um Regenkleidung und Schuhe herzustellen. Auch als Klopapier seien sie im Zweifel sehr nützlich. Ingwer (Ginger), der hier eher eine Plage ist und von zwei Freiwilligen im ganzen Park täglich gefällt wird, weil er den heimischen Pflanzen die Luft zum Wachsen nimmt - jetzt weiß ich endlich, woher die leckeren Knollen im Supermarkt bei uns kommen - das sind die Wurzeln. Bambus-Orchideen, die hier wie Unkraut wachen und die ich eben schon bei den Steam-Vents fotografiert hatte. Kleine Farne, die sich zusammenrollen, wenn man sie berührt (habe ich gemacht) - das machen die Pflanzen, wenn es regnet, weil sie sonst ertrinken. Große Farne (und zwar richtig große Baumfarne), die z.T. messerscharf sind und die Haut ganz fein einritzen, wenn man nicht aufpasst. Erdbeer-Guaven, die super lecker schmecken (ich pflücke immer wieder welche am Wegesrand - hätte ich mich nie getraut, wenn er das nicht vorgemacht hätte). Und schließlich die rührende Geschichte zum Ohi’a-Baum, der rote Blüten hat, seit Pele (die Vulkangöttin) einen treuen Ehemann, den sie begehrte (der sie aber verschmähte) samt seiner Frau in Baum und Blüten verwandelte und damit für alle Zeit verbunden hat.

Zum Vulkanismus erfahren wir, dass der Kilauea (und auch der Mauna Loa) zu den aktivsten, aber auch bestbeobachteten Vulkanen der Erde gehören. Zuletzt gab es Lavaflüsse ins Meer vor 2 Jahren. Aber auch aktuell gibt es immer wieder kleinste „Ausbrüche“. Derzeit ist aber für den normalen Besucher nichts zu sehen, außer das Glühen in der Nacht. Allerdings ist die Temperatur der „Steam-Vents“ im letzten Jahr um 8 Grad gestiegen. Und auch die Magma ist höher gekommen. Es ist also nur eine Frage der Zweit, wann es hier wieder heftiger losgeht - wie in den 1970er und 1980er Jahren, als z.T. bis zu 700 Meter hohe Fontänen Lava emporschossen.

Als wir uns schließlich von Mike trennen, sind 2 Stunden wie im Fluge vergangen. Klasse!

Wir schauen uns anschließend im Visitor Center noch den 20-Minütigen Film „Born of Fire…Born of the Sea“ an, der das alles noch einmal zusammenfasst und beeindruckende Bilder von Eruptionen des Kilauea zeigt. Sagenhaft! Kurzbesuch am Volcano-House gegenüber, dem ältesten Hotel vor Ort. Auch hierüber und zu den Aufenthalten Mark Twains hier vor Ort hatte Mike erzählt.

Dann fahren wir die „Chain of Craters Road“ hinab bis ans Meer. Dass die so lang ist, hätten wir auch nicht gedacht. 37 km - immer wieder mit Aussichtspunkten. Wir absolvieren kurz den „Pfad der Zerstörung“ (Devastation Trail) und müssen dann durch die Wolken. Dieses Teilstück ist sehr neblig und es regnet etwas.

Unten am Meer ist es dann wieder trocken. Wir klettern etwas auf der schwarzen Lava umher, die hier steile Klippen bildet. Die Brandung bricht heftig und Gischt umtost uns. Auch den tiefschwarzen „Holei Sea Arch“ sehen wir, einen Felsbogen im Meer. Am Ende der Straße, dort, wo die Lava jedes Weiterfahren unmöglich gemacht hat, stellen wir den Wagen ab. Wir gehen einige Kilometer über einen Trail, klettern viel in der Lava umher und machen Fotos. Das „Foto des Tages“ ist übrigens ein Juxbild mit Gabi, das ich in dem Ansinnen gemacht habe, in Photoshop etwas rote Lava hinzuzufügen. Habe ich eben mal gemacht - mein erster Versuch, muss noch besser werden, wirkt aber schon „etwas“ echt, oder?

Als wir die Chain of Craters Road (die heißt übrigens so, weil sich hier ein Krater an den anderen reiht) wieder hinauf fahren, erwischt uns wieder der Nebel und es regnet nun heftig. Es ist ohnehin fast 17:00 Uhr und wir haben Hunger. Nach dem Frühstück gab es heute vor allem frisches Obst - deshalb fallen wir nun über das „Lava Rock Cafe“ in Volcano her - der Name ist Programm. Mein „Magma Burger“ ist klasse und die Onion-Rings sensationell. Auch Gabi bekommt eine Riesenportion. Sie wird gut satt - hihi …

Wir fahren zurück um Zimmer und duschen erst mal. Unten am Meer auf der Lava war es wieder dermaßen heiß und schwül - Mensch, haben wir geschwitzt! Dann setzten wir uns auf die Terrasse, trinken Kaffee und schreiben Tagebuch. Es regnet, als gäbe es kein Morgen. Nun sind wir nach innen und zu Wein gewechselt. Es gießt immer noch. Dafür ist der Tagebucheintrag fertig und ich mache mich mal über die Fotos her.

Übrigens, liebe Bärbel: wir können dich beruhigen - Hawaii ist dermaßen abwechslungsreich. Wenn man es nicht als reinen Badeurlaub plant (dazu seit ihr ja auch nicht die Leute) dann kann man hier einen sehr, sehr abwechslungsreichen Urlaub gestalten!! Versprochen!!

Morgen steht planmäßig ein Ausflug nach Hilo und Restprogramm hier im Nationalpark auf der Tagesordnung. Das wird wieder schön!

Tagesetappe: km
Übernachtung:
Aloha Junction Bed & Breakfast, Volcano, Big Island, HI

Aloha Big Island!

20150907_122556_BAE9010
Gabi und Tiny Little Bear spielen im Pu’uhonua o Honaunau NHP, Big Island, HI

Puh, die Anreise auf Big Island im Dunkeln gestern Abend war nicht einfach, mein Navi hatte die genaue Adresse vom Hotel nicht gefunden und wo willst du dann suchen? Hat aber dann doch noch gut geklappt mit vereinten Kräften. Irgendwie war es dann auch schon recht spät für unsere Sandwiches, die wir bei Safeway erstanden hatten und laut war es hier am Hotel (Straßenlärm) zudem.

Jetzt bei Tageslicht sieht alles viel freundlicher aus, sogar unser Zimmer gefällt uns besser als noch heute Nacht. Nur das WLAN ist hier immer noch so lahm wie gestern. Gar nicht so einfach, die Fotos hochzuladen. Nach zig Versuchen breche ich das ab, die Aktion hat mir die ganze Seite zerschossen, hoffen wir auf heute Abend. Wir fahren ja gleich schon wieder weiter. Geduscht habe ich schon, mich abgetrocknet auch. Jetzt sitze ich hier aber schon wieder klatschnass in meinen Klamotten, die Luftfeuchtigkeit ist echt heftig - nichts für einen schwachen Kreislauf (den wir Gott sei Dank nicht haben).

Ohne Hektik räumen wir das Zimmer, das war ein kurzer Aufenthalt. Es ist Labor-Day und ganz Amerika ist heute auf den Beinen. Draussen sind diverse Motorradfreunde mit ihren Harleys unterwegs - heiße Geschosse! Die Lage des Kona Seaside Hotels ist Weltklasse, direkt am Alii Drive gelegen. Wir können unser Auto stehen lassen und Kailua-Kona erkunden. Das Seaside liegt direkt an der Kailua Bay - hier ist nicht nur der Hafen, sondern auch Start und Zielpunkt des berühmten Hawaii-Ironman-Triathlon, der im Oktober wieder startet. Dir ersten Athleten sind schon im Wasser und an Land unterwegs und trainieren.

Der Hulihe’e Palace ist heute wegen Labor Day geschlossen, wir machen ein Foto von außen. Dafür ist gegenüber die Moku’aikaua Church, eine Missionskirche von 1837 und damit die älteste Kirche von ganz Hawaii, geöffnet. Die schauen wir uns natürlich auch an.

Wir schlendern den Alii Drive entlang - der „Kona Marketplace" ist sehr farbenfroh! Nach einer guten Stunde haben wir alles gesehen und noch einen Coffee2go gefangen. Um 10:00 Uhr fahren wir den Highway #11 in südliche Richtung. Den Vormittag wollen wir gerne noch hier an der Kona Coast verbringen. Hier ist die Sonnenseite der für hawaiianische Verhältnisse großen Insel.

Erster Programmpunkt: die Kealakekua Bay mit dem Captian Cook Monument. Wir sind erstaunt, wie hoch wir schon über der Küste waren, meilenweit geht es in Serpentinen hinab bis ans Wasser. Die Vegetation hier ist wie immer überwältigend. Die Bucht ist bekannt für ihre Spinner-Delfine und gute Schnorchelmöglichkeiten. Hier darf man zum Schutz der Korallen aber nicht ins Wasser - man müsste rund 1 Kilometer weit schwimmen oder Kajak fahren. Das ersparen wir uns. Captain James Cook wird die „Entdeckung“ Hawaiis 1778 zugeschrieben, er ist in dieser Bucht am 14.02.1779 aber auch im Kampf gegen die Hawaiianer am Strand erstochen worden - die ganze Geschichte erspare ich euch.

Auf dem Rückweg Richtung Hwy. #11 halten wir an einer Kaffeemühle an. Hier können wir u.a. einen Garten besichtigen, in dem allen über 50 verschiedene Fruchtbäume zu bestaunen sind - vieles haben wir noch nie gesehen. Ich habe mal ein paar Bilder ins Album gestellt von Papayas, Kumquats, Feigen und Kakao. Innen gibt es eine alte Kaffeeröstmaschine von Probat aus Emmerich am Rhein. Und wir können wieder Kaffee probieren, konzentrieren uns hier aber auf Macadamianüsse. Lecker!

Nächste Haltestelle: die St. Benedict’s Painted Church. Diese liegt malerisch in den Bergen mit Blick auf den Pazifik. Wir schauen uns um; sehr schön! Leider verpassen wir anschließend die Abbiegung zu einem weiteren Highlight des Tages - so müssen wir nochmal 5 km zurück. Ist ja keine Entfernung und es lohnt sich allemal:

Der Pu’uhonua o Honaunau National Historical Park oder auch „place/city of refugee“ ist eine große, teilweise rekonstruierte Tempel- und Dorfanlage aus dem 15. Jahrhundert. Auch hierzu gibt es eine Geschichte: Hierher retteten sich Hawaiianer, die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen waren - und das war ziemlich leicht. Das Zusammenleben der Menschen wurde hier ab dem 11. Jahrhundert durch das Kapu-System (Tabu-System) geregelt. Tabubrüche wurden mit dem Tod bestraft. Ein Tabu war es z.B. in den Fußspuren des Häuptlings zu gehen oder einen Schatten auf den Palastboden zu werfen. Gesetzesbrecher konnten der Strafe nur durch eine Flucht an einen pu’uhonua (heiliger Ort der Zuflucht) entgehen. Es war sehr schwierig, diese Anlage zu erreichen, ohne geschnappt zu werden. Nach einem bestimmten Ritus wurden sie dann wieder in die Gemeinschaft aufgenommen.

Die Anlage ist heute wunderschön und es bieten sich tolle Fotomotive. Besonders die geschnitzten Ki’is (Götterfiguren) haben es mir angetan. Hier kommen wir auch erstmals in intensiven Kontakt mit der Lava, die hier (erkaltet!) allgegenwärtig ist. Tolle Kontraste bieten sich mit den sattgrünen Pflanzen, dem blauen Himmel und dem Meer.

Nun geht es einige Meilen die Küste entlang bis in den südlichen Bereich der Insel. Hier überqueren wir immer wieder Gebiete, die vor 50-100 Jahren durch Lava komplett zerstört wurden. Man erkennt gut, wo das flüssige Gestein ins Meer floss. Unterwegs ein echter „Ironman“. In Bergstiefeln pumpt er Liegestütz und düst dann weiter - muss das sein bei den Temperaturen?

Um die Mittagszeit halten wir an einem kleinen Supermarkt, kaufen ein leckeres Sandwich und Kaffee und verputzen beides draussen im Schatten an einem Rastplatz. Gegenüber ist ein „Hühnerhugo“ der eingeborenen Art. Über Holzkohle dreht er zig Federviecher am Spieß - sieht urig aus, wir trauen uns aber nicht, das zu essen. Bald erreichen wir die südlichste Gemeinde der USA, Naalehu. Außer der südlichsten Bäckerei der USA und einer Kirche (mit Sicherheit auch die südlichste) gibt es hier nichts. Um die Bäckerei wird aber großes Aufsehen gemacht, offensichtlich zu Recht.

Im Osten der Insel angekommen stoppen wir noch am schwarzen Sandstrand des Punaluu County Beach Park. Hier döst eine Meeresschildkröte am Strand. Ich portraitiere sie und schon rückt die gesamte Strandbevölkerung mit ihren Fotoapparaten und Smartphones dem armen Tier auf die Pelle. Die Turtle nimmt das aber gelassen, „Aloha-Spirit“ nennt man das hier. Haben wir auch schon!!

Gegen 16:00 Uhr erreichen wir den Hawaii Volcanoes NP, den wir morgen intensiv erkunden wollen. Im Visitor Center besorgen wir aber schon mal erste Unterlagen. Wir erfahren auch, dass derzeit oberirdisch keine rote, flüssige Lava fließt, die man bestaunen könnte. Der Hauptkrater am Jaggar-Museum dampft und qualmt aber vor sich hin. Und bei Dunkelheit kann man den roten Schimmer der Lava dort aus der Ferne sehen. Bevor wir später im Dunkeln den Kraterrand entlang fahren, machen wir noch einen kurzen Abstecher im Hellen hierher - so kennen wir den Weg schon mal.
Nun aber zu unserer Unterkunft, dem Bed & Breakfast Aloha Junction in Volcano. Das ist der Hammer und wir bleiben drei Nächte! Robert erwartet uns schon und zeigt uns alles. Klar: die Lage hier in Volcano (und damit quasi auf dem Kraterrand) ist schon sensationell. Aber dann dieses Häuschen aus dem Jahre 1920 inmitten eines wunderbaren Gartens. Wir bekommen ein riesiges Zimmer mit 2 Betten, eigener Küche, Sitzecke, Badezimmer und Terrasse, Das Wohnzimmer, ein Esszimmer und eine weitere Küche mit allen Geräten, Zutaten etc. nutzen alle Gäste zusammen. Und: das Wifi ist grandios. Ich lade sicherheitshalber gleich alle 700 Dateien, die bisher zu unserer Reisewebsite gehören, noch einmal komplett hoch - und schon funktioniert die Seite wieder tadellos! Sorry für den kurzen Ausfall.

So, bis hierhin ist das Reisetagebuch nun auch geschrieben. Die Fotos habe ich auch schon importiert, verortet und verschlagwortet. Nun müssen sie nur noch gesichtet und die Auswahl für die Website entwickelt werden. Das machen wir später. Jetzt gehen wir erst mal essen und fahren nochmal kurz in den Nationalpark. Der ist ja nur 5 Minuten von hier entfernt. Mal sehen, ob wir was „glühen“ sehen. Bis gleich!

Passend zum Thema „Volcano“ waren wir im „Thai Thai“ essen. Curry „medium hot“ für mich und „mild“ für Gabi; meines kam einem Vulkan schon sehr nahe; super lecker! Es ist dann gegen 20:30 Uhr, als wir wieder am Kraterrand stehen - die Sicht ist aber wegen des vielen Dampfs nicht gut -nebelig. Viel schlimmer: ein Bus Japaner, die sich alle zeigen wollen, dass sie die hellste Taschenlampe haben. Sie haben einen irren Spass - ich könnte sie … verlassen. Das wird hier heute für uns nix mehr. Da fahren wir lieber zurück - Gabi hat den gekühlten Wein schon eingeschenkt. Wir lassen es uns jetzt gut gehen.

Tagesetappe: km
Übernachtung:
Aloha Junction Bed & Breakfast, Volcano, Big Island, HI
© 2015 Gabi & Jürgen E-Mail an uns ....