Tagebuch



Gabi & Jürgen on Tour ...

The Almost Beautiful City …

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Gabi & Jürgen am Golden Gate Overlook, San Francisco, CA

3 Stunden Zeitumstellung, die machen sich natürlich bemerkbar. Wir müssen schauen, dass wir hier nicht den Tag verpennen; hetzen müssen wir aber auch nicht. Das Schöne an unserem Aufenthalt hier: es kann entspannt weitergehen, denn wir müssen ja keine Angst haben, irgendetwas zu verpassen. Was wir Schönes erleben: prima - gesehen und erlebt haben wir in dieser wunderschönen Stadt ohnehin schon sehr viel in früheren Jahren.

Wir stehen vor 08:00 Uhr auf (unser Körper ist noch auf 05:00 Uhr gepolt und wir haben ja auch erst sehr spät geschlafen heut nacht. Egal! Das erste was ich lese, ist eine Mail von Vater und Mutter: Tsunami-Warnung auf Hawaii! Ich glaube, mich tritt ein Pferd! Das gibt es doch nicht! Ich recherchiere sofort. Tatsache: wegen eines schweren Erdbebens in Chile hat es für den Pazifikraum und insbesondere Hawaii heute Nacht eine Tsunami-Warnung gegeben, die Gott sei Dank schon wieder aufgehoben ist. Für Kalifornien wird nur nach vor erhöhtem „Surf“ und evtl. entsprechenden Gefahren beim Wassersport gewarnt. Mensch: da haben sie mir gestern im Flieger noch diesen Katastrophenfilm gezeigt, in dem auch das schwere Beben in Chile genannt wurde, das Anfang des 20. Jahrhunderts Hilo auf Big Island dem Erdboden gleich gemacht hat. Wir hatten uns vor Ort damit beschäftigt. Und nun dies - so nahe liegen Realität und Fiktion beieinander. Und auch hier im Pacifica Motor Inn liegen wir mal gerade 100 Meter vom Meer entfernt in den Betten - allerdings im 3. Stock! Ob wir in Lahaina evakuiert worden wären? Hatte gestern (vorher) noch mit Kenneth gemailt - werde das mal klären.

In Kalifornien kämpfen sie bei größter Trockenheit mal wieder gegen die Waldbrände an. Diesmal in den so schönen Nationalparks „Kings“ und „Sequoia“ mit den Riesenbäumen - hoffe, das geht gut. Auch in Utah ist was los. Genaues Gegenteil: Wasser - Stichwort „Flash-Floods“ - ich berichtete im Zusammenhang mit dem Pipiwai-Trail schon von den Gefahren. Das kennen wir aus Vorjahren, die Warnungen in Utah sind uns immer gegenwärtig. Jetzt gibt es dort schon 16 Tote - meist wegen plötzlicher Überspülungen - traurig!

Im Motel gibt es einen Kaffee und eines dieser süßen Teilchen zum Frühstück. Wir gehen erst mal die paar Meter bis zum Meer - sieht aus wie immer, vielleicht etwas höhere Wellen? Oder alles bloß Einbildung??

Dann starten wir in unseren Tag. Erstes Ziel: Twin Peaks. Diese Erhebung liegt ehedem auf dem Weg in die Stadt und wir nehmen den kurzen Abstecher gern mit, um die Stadt erst mal „von oben“ zu sehen. das ist prima: sich den Dingen langsam zu nähern. Schöne Ausblicke, noch ist es wolkig, die GoldenGate Bridge ist aber zu sehen. Und wie lautet der Grundsatz? Hin zur Brücke, solange die Sicht gut ist - das kann sich schnell ändern und sie versteckt sich im Nebel; eines ihrer liebsten Hobbys.

Wir parken diesmal am Fort Scott Field oberhalb der Brücke. Gute Idee: viele Parkplätze, relativ günstig (wenn man den Automaten erfolgreich bedient hat) und nahe am „Golden Gate Overlook“. Auch hier nähern wir uns der Brücke aus der Entfernung. Ich mache es so kurz wie möglich: für mich ist die Golden Gate Bridge DAS schönste und imposanteste Bauwerk, das ich je gesehen habe. Vielleicht kann ich es darauf einschränken, dass es zumindest das ist, bei dem sich für mich Erhabenheit, Anmut, Grazie und „Gänsehauteffekt“ auf den ersten Blick einstellen. Der Kölner Dom ist für mich auch schön und imposant - die totale Begeisterung für ihn musste ich mir aber erst erarbeiten …

An der Nähe des Aussichtspunktes sind auch die ganzen „Batteries“ aus den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts. Hier hat man die San Francisco Bay besonders abgesichert und wir klettern ein wenig in den Bunkern herum - ist gerade der kürzeste Weg zur Brücke - bei uns wäre sowas schon aus Sicherheitsgründen undenkbar.

Den südöstlichen Viewpoint erreichen wir zu Fuss; hier ist vieles neu gestaltet worden; auch ein Besucherzentrum für den Golden Gate NP gibt es jetzt hier oben. Erstmals gehen wir über den Presidio Trail hinunter bis ans Meer und weiter bis auf die Torpedo Wharf. Sehr zu empfehlen diese Wanderung, weil sie ganz neue Ausblicke auf die Brücke eröffnet. Der Auslöser klickt unentwegt, denn die Brücke präsentiert sich im besten Sonnenlicht.

Unten auf dem Holzsteg träumen Menschen an ungewöhnlichen Orten, Möwen posieren vor der Kamera - California Dreamin’ (war übrigens gestern im Abspann des Katastrophenfilms in einer neuen, psychedelischeren Fassung von „Sia“ - wenn das geht - zu hören; der Moment, bei dem ich völlig kollabierte).

Die Zeit vergeht schnell. 2 Stunden war unsere gebuchte Parkzeit (2$), die um 12:53 Uhr endet. Exakt in diesem Moment starte ich den Motor und nehme Kurs auf die Fisherman’s Wharf. Unser Plan: mit der „Red & White Fleet“ eine Rundfahrt durch die Bay zu machen - das hatten wir noch nicht und wir kämen „unserer“ Brücke mal aus anderer Perspektive näher. Lt. Internet und Flyer kostet der Spaß 30 $ p.P. - das wäre es uns Wert, erst Recht bei diesem Wetter.

Auf dem Weg vom Parkhaus (in dem ich heute schon zum 2. Mal einen Parkplatz nicht gemietet, sondern gekauft habe) werden wir „shanghait“ von „Lovely Martha - Private Tours“. So eine Quasselstrippe vom Typ „Eddy Murphey“ quatscht uns an und zerrt uns mit Worten an Bord. Gleiche Tour, kleineres Schiff, 15 $ p.P. - und wenn wir wollen, können wir auch eigenes Sixpack, Wein o.ä. mitbringen. Coole, erfolgreiche Socke!

Die Fahrt war super. Wir setzen uns vorne in die Spitze, werden gewarnt, dass es dort nass werden könnte und Gabi zieht sich zumindest für die Hinfahrt „gegen die Welle“ ihre Regenjacke an. Es ist toll: viele Segelschiffe und es ist ein besonderes Erlebnis, die Brücke mal von unten zu sehen. Schaut mal bei den Bildern - ich weiß gar nicht, wie ich die Fotoflut von heute gleich bändigen soll. Mit uns vorne ist eine südamerikanische Familie. Das älteste Paar leert während der Tour nicht nur einen Kasten Bier (oder war es ein Sixpack?), sondern verputzt auch offensichtlich sauscharfe „Erdnussflipps“ und macht ein Familienselfie nach dem anderen. Von der Tour haben sie nichts mitgekriegt. Ist das die Zukunft der Fotografie? Dieser Selfiewahn begegnet uns immer öfter - uns ganz selten springt der Virus auch über.

Fisherman’s Wharf mit seiner einzigartigen Stimmung ist ein MUSS! Also bummeln wir herum, begrüßen die Seals (Seelöwen), die hier seit dem Erdbeben 1998 eine neue Heimat gefunden haben, bummeln durch einen Candy-Shop (mit allen Süßigkeiten dieser Welt) und genießen die Stimmung und die Straßenmusiker. Dann essen wir bei Fishwich einen Fishwich - das ist quasi ein Sandwich, nur ohne Sand, dafür mit Fisch. Und welche Menge: jeder bekommt 3 Fische in sein Baguette und dazu einen Salat, der sehr spicy angemacht ist - ein Genuß!! Wir sitzen an der Bay und schlemmen - vor uns fliegen Pelikane ihre Kür .

Auf dem Rückweg umrunden wir Alcatraz - auch gut!

Nach alledem kann der Tag eigentlich gar nicht besser werden. Muss ja auch nicht. Wir entscheiden uns für einen Bummel durch das flippige Haight Ashbury. Daran kommen wir jedes mal nicht vorbei - wie an der Brücke. Der Weg dorthin führt uns über die „Straßen von San Francisco“ - hinauf und herunter- ich finde das so geil (wenn ich das mal so schreiben darf)!! Wir finden eine Parkuhr und sind wieder mit 2 $ dabei. Das ist gut. Zum Vergleich: Den Parkplatz an der Fisherman’s Wharf hatte ich mal wieder für drei Stunden mit 24 $ gekauft - dafür müsste ich doch eigentlich lebenslanges Parkrecht haben, oder?

Dieser Stadtteil ist einfach anders! Es riecht hier so verdächtig entspannt und kaufen kann man das auch überall. Es gibt Läden, die gibt es nicht. Andrea: du würdest hier 3 Tage verbringen und deine Kreditkarte (wenn du eine hast) würde glühen! Wir strolchen durch einen Laden, der nur 50er-Jahre Klamotten verkauft (die 60er, 70er und 80er gibt es natürlich auch anderswo). Suuuper Kleider - aber wann trägt man das zu Hause? Ich jedenfalls nicht, dann werde ich eingewiesen …

Letzter Abstecher im Abendlicht: Alamo-Square mit den „Painted Ladies“. Das sind diese typischen Viktorianischen Häuser, von denen es in diesem Stadtteil hier so viele gibt. Wir hatte die mal vormittags fotografiert - falsches Licht, nur Schatten. Da wir glauben, hier keinen Parkplatz zu bekommen, steigt Gabi aus und ich umrunde drei Mal den Alamo Square. Völliger Blödsinn: bei meiner Stadtrundfahrt der besonderen Art stelle ich fest, dass es hier für jeweils 2 Stunden freies Parken gibt. Weiß ich fürs nächste Mal.

Bevor wir ins Motel zurückfahren, steuern wir das Safeway in Pacifica an, um uns für die nächsten Tage mit Obst, Müsliriegeln, Wasser, Chips und Wein einzudecken. Kurz: viel günstiger als auf Hawaii!!

Sonnenuntergang „bei uns“ am Meer, dann rauf auf’s Zimmer, Bierchen, Tagebuch, News aus aller Welt, Fotos - das übliche halt. Gute Nacht! Ach ja: diese Stadt hier, also San Francisco, diese Stadt - die hat mich total gepackt: „The Almost Beautiful City Ever!“

Tagesetappe: 90 km
Übernachtung:
Pacifica Motor Inn, 200 Rockaway Beach Avenue, Pacifica, CA 94044

Wechsel auf den Kontinent

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Jürgen am Pioneer Inn, Front Street Lahaina, HI


Heute morgen lassen wir es sehr ruhig angehen. Lange ausschlafen, Kaffee trinken, die sieben Sachen einpacken. Alles will gut und sinnvoll verstaut werden - da ist Gabi aber inzwischen Expertin.

Ich mache noch ein paar Fotos am Ilikahi und wir plaudern eine ganze Weile mit Kenneth. Der erzählt uns, dass er und Wallace aus Australien hierher gekommen sind, auch weil das Leben hier günstiger ist als in Down Under. Da müssen wir schlucken, denn wir finden das Niveau hier schon anspruchsvoll, was bestimmte Dinge angeht (insbesondere Gemüse, Milch etc.). Ein Schälchen Tomaten, dass ich zu Hause bei Edeka für 69 Cent bekomme, kostet hier stolze 5,59$; für einen Liter Milch haben wir letzte Tage über 3,50 $ bezahlt. Auch das Obst, das hier in rauhen Mengen wächst, ist zu Hause günstiger als hier - da stimmt was nicht. Eine Ananas schlägt hier mal eben mit rd. 4 $ zu Buche. Dafür ist Fleisch vergleichsweise günstig.

Gabi hat noch ein paar Postkarten geschrieben und fragt Kenneth nach einer Letterbox. Der erklärt uns, dass wir die Karten einfach in seinen Briefkasten vorne an der Straße legen und die rote Flagge hochstellen sollen. Der Postbote kommt täglich. Er bringt nicht nur die Post, sondern nimmt auch alles mit, was in Kästen liegt, die „geflaggt“ sind. Super Service, oder?

Dann heißt es Abschied nehmen von dieser traumhaften Unterkunft. Wir halten an der Front Street aber noch einmal an. Meine (schon geflickten) Badelatschen haben ihren Geist aufgegeben und das ist ein Zeichen! Ich bekomme meine ersten Flipflops. Hier auf Hawaii tragen die meisten Leute (99%?) sowieso diese bequemen Latschen und nichts anderes. Selbst auf Trails haben wir viele getroffen, die unten rum so leicht bekleidet waren. Ist aber auch praktisch, wenn es ständig mal nass werden kann oder an den Strand geht.

Da man die Dinger hier an jeder Straßenecke kaufen kann, ist das (in der Pacific Whaler’s Foundation) schnell erledigt. Wir bummeln bei bestem Sonnenlicht noch ein Stück die Front Street entlang. Der Banyan-Tree-Square hat es uns angetan. Diese Bäume finde ich ohnehin faszinierend. Hier steht ein (!) einziger Baum und überspannt einen riesigen Platz. Es sieht aus wie viele Bäume, ist aber nur einer, der seine Luftwurzeln an entfernten Orten zu neuen Stämmen ausbildet. Alles ist miteinander verbunden.

Am Airport geht alles seinen gewohnt relaxten Gang. Ausnahmsweise kehren wir mal bei Burger King ein - sonst gibt es heute nichts zu essen. War aber sehr ok.

Der Flug geht etwas verspätet raus, die Maschine ist nur mäßig gefüllt. Das veranlasst den Kapitän zu seiner Begrüßung, dass man gerne im Gang tanzen darf, wenn man möchte - Platz genug sei heute vorhanden.

Der Flug war prima, wenn er auch etwas „geruckelt“ hat die meiste Zeit. Das könnte aber Absicht gewesen sein - ich hatte den Eindruck, dass ist Teil eines 4D-Kinos. Die Amis sind echt schräg manchmal. Da sitzt du in einem Flieger nach San Francisco und was ist der Blockbuster Nr. 1 im Bordprogramm? „San Andreas“ - ein neuer Katastrophenfilm der Extraklasse. Die Erde bebt gefühlt während 50% des Films. Und das „gefühlt“ meine ich wörtlich, weil der Flieger im gleichen Takt der Bilder und des Begleitsounds bebt und hüpft. Ein echtes Erlebnis. Alles kommt mir bekannt vor in dem Film, es ist wie eine Stadtführung durch San Francisco und LA - aber alles wird durch Beben, Tsunamis etc. platt gemacht und zwar völlig platt. Kein Stein bleibt auf dem anderen, nur die Hauptakteure finden wieder zu einander, retten zig Menschenleben und verströmen Pathos bis zum geht nicht mehr …

Als wir landen, scheint San Francisco aber noch zu existieren - auch wenn die Grundaussage des Films „es ist keine Frage des ob, sondern des wann“ nicht in Zweifel steht. Ich gehe aber davon aus, dass California die nächsten 8 Tage ruhig überstehen wird.

So ist es 23:00 Uhr, als wir endlich unsere Koffer haben. Mit dem „blue Line Skytrain“ zu Alamo, hier einchecken, alles cool. Wir suchen uns einen Toyota aus, hatten wir noch nicht. Recht neu ist er und weiß. Das Navi ist programmiert und bei wenig Verkehr rauschen wir über die Free- und Highways nach Pacifica. Das kennen wir ja schon, ist aber immer wieder ein Erlebnis, denn hier ist es anders als auf den Inseln. Da musst du schon mal aus 8 Spuren die richtige treffen.

Als wir am Pacifica Motor Inn ankommen, ist es 00:20 Uhr. Office: geschlossen, Night Office: geschlossen, ein Schild: „no vacancy“ - nix frei also. Für einen ganz kurzen Moment sehe ich uns im Auto schlafen. Aber: wozu gibts Telefon? Anrufen, die Lage erklären - schließlich haben wir reserviert - und 2 Minuten später ist der Laden offen. Gut!!

Wir beziehen unser Motelzimmer, Gabi richtet uns notdürftig ein und ich springe über die (sehr, sehr breite) Straße rüber in die Shell-Tankstelle. Dort will ich vordringlich Wasser kaufen für die Nacht. Ein Fläschchen sehr guter Wein aus dem Nappa Vallay (waren wir schon!) und eine Dose Pringles passen aber auch noch in die Tüte.

Hier ist es jetzt schon 02:15 Uhr - unsere innere Uhr sagt aber noch 23:15 Uhr. Egal - Homepage aktualisieren und dann Augen zu machen. Morgen gehört der Tag der Stadt, die wir so mögen: San Francisco! Willkommen auf dem Kontinent!

Tagesetappe: 40 km auf Maui, 15 km in San Ffancisco
Übernachtung:
Pacifica Motor Inn, 200 Rockaway Beach Avenue, Pacifica, CA 94044

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