Tagebuch



Gabi & Jürgen on Tour ...

Blutspende auf dem Pipiwai Trail

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Tiny Little Bear auf dem Pipiwai Trail im „Bamboo Forest“, Kipahulu Haleakala NP, Maui, HI


So - gestern haben wir die „Road to Hana“ befahren, die Ingrid so treffend als „Der Weg ist das Ziel Straße“ bezeichnet hat. Gabi meinte, dass man Maui allein schon wegen dieser Straße ins Programm aufnehmen sollte; ich bin sicher, dass man Wochen benötigt, um ihr und den vielen Möglichkeiten überhaupt auf die Spur zu kommen und am Ende des Weges gibt es ein sehr lohnendes Ziel, nämlich den Pipiwai Trail im Haleakala NP Kipahulu. Aber der Reihe nach:

Nachdem wir die Tour auf dieser Straße schon recht früh am Samstag abgebrochen hatten, weil wir die hunderte Läuferinnen und Läufer des 44. Hana-Relay nicht gefährden wollten, starteten wir gestern bereits um 07:00 Uhr, um möglichst viel Zeit zu haben - sehr, sehr gute Entscheidung!! Die Straße ist gar nicht so wahnsinnig lang, aber wegen ihrer extrem vielen Kurven (ca. 617 Serpentinen), der z.T. nur einspurigen Befahrbarkeit (immer wieder sehr langsam schauen, ob jemand von vorne kommt), der 54 meist einspurigen Brücken und nicht zuletzt der vielen möglichen Stopps extrem langsam. Von Lahaina benötigt man auch noch eine knappe Stunde, um überhaupt hinzukommen und nach Hana ist die Straße ja noch nicht zu Ende. Wenn man dann noch halbwegs in der Dämmerung und nicht in finsterer Nacht zurückkehren möchte, ist 07:00 Uhr m.E. eine gute Startzeit. Wir waren um 19:00 Uhr wieder zurück - 12 Stunden-Tag also. Da die Fahrerei unter den beschriebenen Umständen auch sehr anstrengend ist, haben wir gestern Abend beschlossen, nur noch Essen und Entspannung in den Blick zu nehmen und die Fotoauslese sowie das Tagebuch schreiben auf heute morgen zu schieben. Heute ist nämlich ein ruhiger Tag.

Auf dem Hwy. # 30 rollen wir gewohnt Richtung Süden - es ist noch früh. Der große Schild des Haleakala Vulkans, der zuletzt vor 200 Jahren Feuer gespuckt, die Insel vor Jahrtausenden erschaffen hat und dominiert, ist heute im Licht der aufgehenden Sonne gut zu erkennen. Deshalb stoppen wir kurz am Papawai Point, machen einige Aufnahmen und kaufen wenige Meilen weiter an einer Tanke 2 Coffee 2go, die uns die nächsten Stunden wach halten werden. Für 2 Dollar bekommst du jeweils einen knappen Liter des heißen Getränks.

Auf der Straße nach Hana machen wir erste Stopps bei einem Fruchthändler, an Brücken, die Blicke auf Wasserfälle preisgeben und in Ke’anae, einem verwunschenen Plantagendörfchen unten am Meer. Hier branden die Wellen wieder heftig an den Strand.

Den weiteren Verlauf der Straße kann ich nur kurz beschreiben: es macht irren Spaß, hier entlang zu fahren und uns steht immer wieder der Mund offen. manchmal habe ich den Eindruck, durch den „Jurassic Park“ (sorry, dass ich diesen Vergleich schon wieder bemühe) zu fahren, dann begeistern wieder Fernblicke übers Meer, die Klippen und die Küste. Die alles überragende Farbe ist aber: Grün! Die vielen, vielen kleinen und großen Trails sind oft schwer zu finden. Wir orientieren uns an unserer Planung aus diversen Reiseführern, aber auch an einem englischen Reiseführer „nur“ über Maui, der hier in der Unterkunft für uns bereit lag.

Eine gute Idee ist es, sich zu beschränken. Hier klettern wir einen sehr schlüpfrigen, weil nassen und steilen Pfad hinab. Unten ein kleiner Pool an einem Wasserfall, in dem ein Paar Erfrischung sucht. Dort haben wir einen Aussichtspunkt, der einen Wasserfall in der Ferne zeigt, unter nebelverhangenen Berghängen, Und an wieder anderer Stelle reicht es aus, das Auto abzustellen, ein paar (hundert) Meter die Straße zurück zu gehen und an einer Brücke Fotos vom Wasserfall (oder Spinnen) zu machen. An einem Stopp nehme ich mir mehr Zeit, schaffe es halbwegs trocken über den Fluss und baue mein Stativ auf. Für Risiko, Mühe und Schweiß werde ich belohnt: die Bilder mit Graufilter kommen einfach edel rüber, weil das Wasser so seidig fließt.

Um 12:00 Uhr sind wir in Hana, stoppen aber nicht, denn die Straße geht mindestens genau so traumhaft weiter bis zum Haleakala NP in Kipahulu. Der Straßenzustand wird immer schlechter, die Straße an sich noch enger und unübersichtlicher. Besser, man hupt vorsichtshalber vor den engen Kurven um eine Felsnase - dann hört einen möglicher Gegenverkehr wenigstens kommen. Dafür geht es hier auch durch Zuckerrohrfelder, dunkle Alleen und allerlei Grünzeugs, das für uns keinen Namen hat, aber fantastisch aussieht. Vielleicht das schönste Stück der Strecke, auch weil noch weniger los ist?

Auch hier stoppen wir an einem gigantischen Wasserfall und machen Fotos. Dann erreichen wir den Nationalpark, stellen unser Auto ab und erkundigen uns nach der Beschaffenheit des Pipiwai Trails - das ist erforderlich, weil der Weg auch bei weiter entfernten Regenfällen so sehr schnell überflutet werden kann, dass man nicht/kaum noch weg kommt. Stichwort „Flash Floods“ - kennen wir aus den Slotcanyons des Südwestens. Ich habe mal so ein Warnschild fotografiert.

Der Trail an sich ist klasse. Bis zum hinteren Wasserfall sollen wir 1 Stunde kalkulieren, für den Rückweg eine weitere. Es geht ziemlich bergauf durch atemberaubende Vegetation. Erstes Ziel: die Malahiku Falls. Hierher war die Wegstrecke noch nicht so lang, aber der Aufstieg beträchtlich. Wir schwitzen mal wieder kräftig vor uns hin. Genügend Wasser haben wir eingepackt. Ein überdimensionaler Banyan-Baum lässt uns inne halten - seine gigantischen Äste laden ein, sich zu setzen. Unvorstellbar!

Es geht weiter über zwei Brücken und dann kommen wir in einen Bambuswald - ein für uns völlig neues Erlebnis. Allein der Sound hier zwischen den mehr als Haushohen Stöcken, die im Wind aneinander schlagen - irre! Da hilft nichts: Stativ aufbauen und Fotos machen. Gut geworden, finde ich. Das kostet Zeit, macht aber Laune. Weiter oben hat man dann dankenswerter Weise einen Boardwalk angelegt, so dass wir den Sumpf durch den Bambuswald recht trocken überstehen (unten rum!).

Vor dem Wasserfall wird es wieder sehr matschig, rutschig und eng. Gabi fragt mich zwischendurch nach einer Machete - hab ich nicht dabei! Wir begegnen einer Frau, die uns nachhaltig warnt vor dem kommenden Fluss am Wasserfall. Sie ist beim Überqueren mit ihrem gesamten Kameraequipment hineingefallen. Mag ich mir nicht vorstellen.

Als wir schließlich den Blick auf den Wasserfall haben und am Fluss stehen, sind wir uns einig: das ist das Risiko nicht wert. Hinterm Fluss geht es nur noch 20 Meter weiter und andere bestätigen uns, dass der Blick dort nicht viel besser ist. Also machen wir ein paar Bilder von den Waimoku Falls - auch hier war der Weg das Ziel.

Der Rückweg geht zügig, es ist ziemlich dämmrig hier im Wald - erst Recht mit Sonnenbrille. Gut, das wir eben zu Beginn noch kurz zum Auto zurückgegangen waren und auf feste Schuhe gewechselt sind. Was nicht geholfen hat, war der Moskitoschutz. Komplett eingesprüht hatten wir uns zuvor, aber hier, weit weg vom Auto, sind wir den kleinen Biestern, die man kaum sieht, gnadenlos ausgeliefert. Sie saugen uns aus - Blutspende der etwas anderen Art. Es ist nicht ganz so schlimm, weil es hier keine Malaria o.ä. gibt.

Die Rückfahrt mit dem Auto führt wieder über die „Road to Hana“. Es gäbe einen unbefestigten Weg „unten rum“ Richtung Westen, der aber nicht versichert ist mit dem Mietwagen. Zu riskant. Also rollen wir so zügig es geht vor uns hin. Auch jetzt macht die Straße viel Spass. Wir stoppen noch bei den Rainbow-Eucalyptus-Bäumen, dort war vormittags gerade ein Tourbus und es war uns zu rüselig. Toll, so eine bunte Rinde hatten wir zwar anderswo hier schon gesehen, außerhalb Hawaiis aber noch nie. Es regnet zwischendurch mal wieder aber wir werden dafür mit einem hübschen Doppelregenbogen belohnt.

Zum Abendessen teilen wir uns die Spare-Ribs; dazu gibt es Salat, Nachos und Salsa. Sehr, sehr lecker!

Ich bin anschließend zu nichts mehr zu gebrauchen. Selbst Fernehen ist zu anstrengend. Daher: ab ins Bett.

Toller Tag mit vielen schönen Bildern und Eindrücken. Der Dienstag gehört dem Strand!

Tagesetappe: 274 km
Übernachtung:
The Ilikahi, 441 ilikahi Street, Lahaina, HI 96761

It's hot ...

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Gabi im Iao Valley, Maui, HI

Liebe Leute, das war eine wahrlich „heiße Nacht“ - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Alle Fenster auf Durchzug, Ventilator über dem Bett auf Vollgas und das Klimagerät neben dem Bett bekommt hier auch keine Pause. Dennoch: schwitzen ist mein neues Hobby …

Wir brechen recht früh auf, denn für heute haben wir uns die „Road to Hana“ vorgenommen - die „Straße nach Hana“. Diese verläuft an der Ostküste entlang und ist dafür bekannt, besonders eindrucksvoll zu sein wegen der 54 meist einspurigen Brücken und unzähligen Kurven auf gut 50 Meilen zwischen Pa’ia und Hana. Am Ende wartet noch eine besondere Überraschung, doch davon später. Später heißt in diesem Falle nächste Tage, denn wir haben die Tour nach einigen Meilen heute abgebrochen.

Alles war prima, doch bereits hinter Pa’ia fielen uns die vielen Läufer auf, die auf der linken Straßenseite joggten. Und mit der Zeit stellten wir fest, dass diese offensichtlich in „Teams“ recht lustig gekleidet waren. Die einen liefen mit einer aufblasbaren Gitarre unterm Arm, andere mit lustigen T-Shirts, Hosenträgern, Perücken (Hippies !!), als Haie, Hühner oder sogar- Trommelwirbel: in Ganzkörper-Karnevals-Kuhkostümen. Wohlgemerkt: bei über 30°C Hitze, unzähligen Serpentinen, bergauf und selten bergab. Ich frage mich, wie man hier überhaupt laufen kann und dann in dieser Aufmachung und einem beachtlichen Tempo. Ach ja: Staffelstäbe hatten auch alle dabei. Es war der 44. „Hana-Relay“ mit über 500 Sportlern.

Es ist schon ziemlich heftig, diese Straße ohne zusätzliche Erschwernis zu bewältigen. An einem Rastpunkt unterhalte ich mich mit einem Läufer. Es ist ein „fun-run“ über 54 Meilen vom Airport Kailua nach Hana. Die Teams laufen die Strecke mit je 6 Läufern - es sind ganz viele Frauen dabei. Er entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten, die ER (!!) bereitet. So ein Quatsch. Ich sage ihm, dass ich eher das Gefühl habe, eine Gefahr für ihn und seine Laufkameraden zu sein. Es ist ohnehin genug traffic hier an einem Samstag.

Einerseits sind viele Parkplätze an den Aussichtspunkten durch die Begleitfahrzeuge belegt, andererseits finden wir es viel zu gefährlich, diese enge Straße ausgerechnet heute unter diesen Bedingungen fahren zu wollen. Also machen wir kehrt - wir haben genügend anderes Programm zur Auswahl und können diese Straße am Wochenbeginn sicher viel entspannter genießen. Größter Respekt vor den Läuferinnen & Läufern, bei diesen Bedingungen sportlich so aktiv zu sein.

So halten wir einige Minuten später vor Pa’ia am Ho’okipa Beach Viewpoint an und beobachten von hier aus die Surfer, die perfekte Bedingungen vorfinden. Dann parken wir das Auto und schlendern durch Pa’ia, das Kenneth, unser Zimmerwirt gestern als „very hippy, very surfy“ beschrieben hat - ist es und spontan beschließen wir, lecker zu frühstücken. Um 11:00 Uhr ist bei Charley’s gut Betrieb - immer ein gutes Zeichen für eine ausgezeichnete Location.

Es handelt sich um ein seit Urzeiten ortsansässiges Lokal, das mehrfach ausgezeichnet wurde und beste Beziehungen zur Western- und Rockszene zu haben scheint. Goldene LPs von Willie Nelson und anderen sprechen jedenfalls eine klare Sprache. Coole Musik spielen sie obendrein und eine überdimensionale Gitarre erweckt zusätzliche Aufmerksamkeit.

Es gibt trotz der fortgeschrittenen Zeit noch breakfast und wir ordern zunächst Kaffee, mit dem man einen ganzen Friedhof aufwecken könnte. Ich verweigere nach dem ersten Refill das Getränk, da ich mir angesichts der Temperaturen ansonsten Gedanken um eine anstehende Herzattacke machen müsste.

Gabi liebt es amerikanisch: 2 Eier „sunny side up“, dazu kross gebratener bacon, Bratkartoffeln, Bisquit-Muffin mit Guavenmarmelade und andere Kleinigkeiten. Ich bevorzuge um diese Zeit die mexikanische Variante: hinter dem „Breakfast-Burrito“ verbirgt sich der für Burritos bekannte große Taco, gefüllt mit Rührei, Reis, schwarzem Bohnenmus, scharfer Wurst, Käse u.ä. Das ganze überbacken mit zwei Käse- und Salsa/Jalapenosorten. Klingt ungenießbar, ist aber sehr, sehr lecker und ein Garant für lange Sättigung.

Unterdessen tauschen wir Nachrichten mit Birgit und Borch aus, die derzeit auf Kegeltour in München sind und dort die Nacht zum Tag machen.

Nach alledem steuern wir den Iao Valley SP an, der sich etwas weiter im Nordosten der Insel befindet. Dort spazieren wir im sehr grünen Tal am Bach entlang, beobachten Kinder und Familien, die sich im Wasser abkühlen und machen natürlich Fotos von der „Iao Needle“, einem der Wahrzeichen von Maui. 365 Meter hoch ragt der grün bewachsene Fels in den Himmel.

Anschießend sind wir mehrfach klatschnass geschwitzt: beim Mittagsschlaf trotz Nichtstun unter dem Ventilator, beim Bummel durch das „Whalers Village“ (Nobel-shopping-Mall bei den Touristenressorts weiter im Norden) und jetzt beim Tagebuchschreiben.Kenneth hatte uns gestern schön bestätigt, dass das auch für hiesige Verhältnisse nicht „normal“ ist. Im September müsste es eigentlich deutlich abkühlen. Doch auch Hawaii bleibt vom Klimawandel nicht verschont …

Gerade haben wir eine leckere Pizza verputzt. Wir haben das leckere Teil eben auf der Rückfahrt im Safeway gekauft und Gabi (ganz Fachfrau) hat es geschafft, unsere sehenswerte Mikrowelle so zu programmieren, dass ein echt leckeres Abendessen heraus kam. Dabei hat die Pizza mit 7$ gerade mal so viel gekostet, wie wir ansonsten als Trinkgeld kalkulieren müssen.

Es ist jetzt 18:30 Uhr und das Tagebuch ist fertig geschrieben. Heute werden wir also mal eher durch sein und das ist gut so. Wenn alles klappt, ist die Nacht nämlich früh zu Ende. Evtl, schaffen wir es, den Sonnenaufgang auf dem Haleakala zu bestaunen. Das soll eines DER Erlebnisse auf Hawaii sein. Dazu müssten wir aber eine Anfahrt von rd. 2 Stunden im Dunkeln ab 03:00 Uhr bewältigen, die uns von Meereshöhe auf über 3.000 Meter bringt. Das wird kalt sein da oben - mal sehen, wir sind gespannt!

Tagesetappe: 195 km
Übernachtung:
The Ilikahi, 441 ilikahi Street, Lahaina, HI 96761

© 2015 Gabi & Jürgen E-Mail an uns ....