Tagebuch



Gabi & Jürgen on Tour ...

Von Flipflops und Stinktieren

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Skunk am Pacific Coast Trail, Pacific Grove, CA


Heute echt kurz, versprochen! Nach dem Aufstehen, mit dem wir uns jetlagbedingt Zeit lassen, skypen wir mit Vater und Mutter. Dann packen wir zusammen, fangen unseren Kaffee im Office und verputzen dazu ein süßes Teilchen namens „Cinamon-Roll“ - sowas wie eine Rosinenschnecke, nur mit Zimt.

Dann fahren wir den Highway No. 1 hinunter, Richtung Süden. Diese Straße werden wir in den nächsten Tagen nicht mehr als nötig verlassen. Das Wetter ist gut. Hin und wieder fahren wir durch Wolken - oder Nebel? - ansonsten strahlt der Himmel blau. Erstmals fahren wir von Pacifica aus den Highway No. 1 komplett. Beim letzen Mal 2012 waren wir in Cupertino bei Apple vorbeigefahren. Der Customer Store hat aber derzeit geschlossen, weil er komplett umgebaut und neu ausgerichtet wird. Als ich zu Hause danach schaute, hieß es, dass die Neueröffnung im November/Dezember 2015 ansteht. Heute morgen eine Minute vor der Abfahrt habe ich nochmal nachgesehen: sie haben sich beeilt und sind fertig. Große Eröffnung: MORGEN, 10:00 Uhr! Einen Tag zu spät. Es ist zu urlaubig, um sich richtig zu ärgern - mag mir gar nicht vorstellen, was da morgen los ist. Bestimmt zelten schon seit Wochen Leute dort, um die Ersten zu sein …

So genießen wir lieber die Landschaft am Meer. Erstaunlich viel Landwirtschaft hier. Viele Kürbisfelder - Charly Brown hätte seinen Spass. Bald erreichen wir Pigeon Point Lighthouse, ein alter Leuchtturm, der hier eine sehr gute Figur macht vor all dem blauen Himmel.

Gegen Mittag sind wir in Santa Cruz und entgegen unserer ursprünglichen Absicht fahren wir doch noch mal nach Downtown rein. 2012 hatten wir hier lecker gegessen und im Moment ist uns mehr nach Bummeln als nach dem Boardwalk oder dem Cliff Drive.

Also gehen wir die lange Einkaufsstraße hinauf und hinunter. In einem Flipflop-Laden bringe ich Gabi dazu, sich auch noch ein paar neue Latschen zuzulegen. Sehr schön! Jetzt haben wir beide die gleichen Souvenirs.

Wir finden eine Pizzeria, die einen sehr guten Eindruck macht und in der wir draussen sitzen können, was uns wichtig ist. Lecker: ein köstlicher Shrimps-Salat als Vorspeise, dann eine gemeinsame 10’’ Pizza als Hauptgang. Gut gestärkt geht es weiter; der Parkplatz kostete hier im Parkhaus gerade mal 1$ für 2 Stunden - gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Kurz nach 15:00 Uhr erreichen wir Pacific Grove. Wir haben gerade noch getankt, weil es morgen kaum Möglichkeiten dazu - und wenn, dann sehr teuere - geben wird. Die Asilomar-Anlage ist der Wahnsinn. Eine große Hotelanlage, bestehend aus lauter kleinen, max. 2-geschossigen Hütten direkt am Sunset-Drive.

Wir bekommen ein schönes, geräumiges Zimmer mit Balkon. Fernseher brauchen wir hier nicht, Kühlschrank wäre gut - ist schon selten, dass der fehlt. Kein Problem für uns. Wenn man weiß, wo die Eismaschine steht und eine Kühltasche dabei hat, liegt der Wein und das Obst optimal frisch.

Entscheidung: Monterey per Auto oder Wanderung über den Pacific Coast Trail? Monterey kennen wir von 2012 - ist absolut sehenswert, hatten wir aber schon. Den Trail nicht und der liegt uns hier quasi „zu Füßen“. Also lassen wir das Auto stehen, nehmen auch gar kein Gepäck mit und wandern weit über 2 Stunden die schöne, wildromantische Küste entlang. Die Sonne steht schon tief - bestes Fotolicht. Das ist wirklich sehr entspannt und schön. Urlaub!

Eine betagte Dame, die hier wohnt beobachtet wie wir die Vögel und es entwickelt sich eines dieser Gespräche, die man mit wildfremden Leuten bei uns nicht erwarten würde. Die ist gut informiert über die Lage in Deutschland und die Flüchtlingsfrage scheint sie sehr zu beschäftigen. Wir diskutieren die Abgrenzung von selbstverständlicher Hilfe und notwendigen Grenzen des Belastbaren - nicht einfach!! Sie ist aber diejenige, die es für zwingend geboten hält, die Balance zu halten und auch Grenzen zu setzen. Und sie versichert uns, die Nachrichten zu verfolgen und mit uns zu hoffen, dass alles gut wird. Zusätzlich wünscht sie uns alles Gute und unserem Volk die richtige Empfindsamkeit - in alle Richtungen. Wer hat gesagt, die Amis seien oberflächig??

Die Möven, Pelikane und anderen Vögel geben eine Flugschau nach der anderen zum Besten - sehr sehenswert!

Auf dem Rückweg trauen wir unseren Augen nicht: ein Stinktier - ja, ein richtiger, echter Skunk - stiefelt da zwischen den Kräutern herum. Gibt’s doch nicht - haben wir noch nie gesehen. Jetzt nur die richtige Mischung finden aus guter Fotodistanz und genügend Abstand bei Defensivverhalten des Skunks mit der Option, uns für die nächsten Tage zu absoluten Außenseitern zu machen - gelungen!

Schließlich treffen wirnoch Leute aus Düsseldorf; er möchte seinen 40.sten nächste Tage in Vegas feiern und hat seine Eltern dabei. Ich mache ein paar Bilder von den dreien und er revanchiert sich mit einem netten Foto von uns. So geht das hier.

Die Sonne tut ihren Job und geht dramatisch wie immer unter. Wir kommen zurück in die Asilomar-Anlage und ich lade Gabi auf eine Margerita ein. So sitzen wir windgeschützt und genießen unseren Sundowner. Das „Big Sur Golden Pale Ale“ vom Fass ist auch nicht zu verachten.

Im Zimmer sind wir nicht lange, denn wir setzen uns auf den Balkon, um die Fotos zu sichten und Tagebuch zu schreiben. Der Wein hat genau die richtige Temperatur und die Nachos mit Salsa kommen jetzt auch gerade recht. Alles Gut!!

Morgen haben wir eine etwas größere Strecke, aber auch das schönste Stück des Hwy. No. 1 vor uns. Da gilt es, zeitig los zu kommen, denn lt. unserer neuen Freundin ist heuer allerhand los auf der Straße - die Touristen haben sich hier wohl kräftig vermehrt!

Tagesetappe: 196 km
Übernachtung:
Asilomar Conference Grounds, 800 Asilomar Boulevard, Pacific Grove, CA 93950

The Almost Beautiful City …

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Gabi & Jürgen am Golden Gate Overlook, San Francisco, CA

3 Stunden Zeitumstellung, die machen sich natürlich bemerkbar. Wir müssen schauen, dass wir hier nicht den Tag verpennen; hetzen müssen wir aber auch nicht. Das Schöne an unserem Aufenthalt hier: es kann entspannt weitergehen, denn wir müssen ja keine Angst haben, irgendetwas zu verpassen. Was wir Schönes erleben: prima - gesehen und erlebt haben wir in dieser wunderschönen Stadt ohnehin schon sehr viel in früheren Jahren.

Wir stehen vor 08:00 Uhr auf (unser Körper ist noch auf 05:00 Uhr gepolt und wir haben ja auch erst sehr spät geschlafen heut nacht. Egal! Das erste was ich lese, ist eine Mail von Vater und Mutter: Tsunami-Warnung auf Hawaii! Ich glaube, mich tritt ein Pferd! Das gibt es doch nicht! Ich recherchiere sofort. Tatsache: wegen eines schweren Erdbebens in Chile hat es für den Pazifikraum und insbesondere Hawaii heute Nacht eine Tsunami-Warnung gegeben, die Gott sei Dank schon wieder aufgehoben ist. Für Kalifornien wird nur nach vor erhöhtem „Surf“ und evtl. entsprechenden Gefahren beim Wassersport gewarnt. Mensch: da haben sie mir gestern im Flieger noch diesen Katastrophenfilm gezeigt, in dem auch das schwere Beben in Chile genannt wurde, das Anfang des 20. Jahrhunderts Hilo auf Big Island dem Erdboden gleich gemacht hat. Wir hatten uns vor Ort damit beschäftigt. Und nun dies - so nahe liegen Realität und Fiktion beieinander. Und auch hier im Pacifica Motor Inn liegen wir mal gerade 100 Meter vom Meer entfernt in den Betten - allerdings im 3. Stock! Ob wir in Lahaina evakuiert worden wären? Hatte gestern (vorher) noch mit Kenneth gemailt - werde das mal klären.

In Kalifornien kämpfen sie bei größter Trockenheit mal wieder gegen die Waldbrände an. Diesmal in den so schönen Nationalparks „Kings“ und „Sequoia“ mit den Riesenbäumen - hoffe, das geht gut. Auch in Utah ist was los. Genaues Gegenteil: Wasser - Stichwort „Flash-Floods“ - ich berichtete im Zusammenhang mit dem Pipiwai-Trail schon von den Gefahren. Das kennen wir aus Vorjahren, die Warnungen in Utah sind uns immer gegenwärtig. Jetzt gibt es dort schon 16 Tote - meist wegen plötzlicher Überspülungen - traurig!

Im Motel gibt es einen Kaffee und eines dieser süßen Teilchen zum Frühstück. Wir gehen erst mal die paar Meter bis zum Meer - sieht aus wie immer, vielleicht etwas höhere Wellen? Oder alles bloß Einbildung??

Dann starten wir in unseren Tag. Erstes Ziel: Twin Peaks. Diese Erhebung liegt ehedem auf dem Weg in die Stadt und wir nehmen den kurzen Abstecher gern mit, um die Stadt erst mal „von oben“ zu sehen. das ist prima: sich den Dingen langsam zu nähern. Schöne Ausblicke, noch ist es wolkig, die GoldenGate Bridge ist aber zu sehen. Und wie lautet der Grundsatz? Hin zur Brücke, solange die Sicht gut ist - das kann sich schnell ändern und sie versteckt sich im Nebel; eines ihrer liebsten Hobbys.

Wir parken diesmal am Fort Scott Field oberhalb der Brücke. Gute Idee: viele Parkplätze, relativ günstig (wenn man den Automaten erfolgreich bedient hat) und nahe am „Golden Gate Overlook“. Auch hier nähern wir uns der Brücke aus der Entfernung. Ich mache es so kurz wie möglich: für mich ist die Golden Gate Bridge DAS schönste und imposanteste Bauwerk, das ich je gesehen habe. Vielleicht kann ich es darauf einschränken, dass es zumindest das ist, bei dem sich für mich Erhabenheit, Anmut, Grazie und „Gänsehauteffekt“ auf den ersten Blick einstellen. Der Kölner Dom ist für mich auch schön und imposant - die totale Begeisterung für ihn musste ich mir aber erst erarbeiten …

An der Nähe des Aussichtspunktes sind auch die ganzen „Batteries“ aus den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts. Hier hat man die San Francisco Bay besonders abgesichert und wir klettern ein wenig in den Bunkern herum - ist gerade der kürzeste Weg zur Brücke - bei uns wäre sowas schon aus Sicherheitsgründen undenkbar.

Den südöstlichen Viewpoint erreichen wir zu Fuss; hier ist vieles neu gestaltet worden; auch ein Besucherzentrum für den Golden Gate NP gibt es jetzt hier oben. Erstmals gehen wir über den Presidio Trail hinunter bis ans Meer und weiter bis auf die Torpedo Wharf. Sehr zu empfehlen diese Wanderung, weil sie ganz neue Ausblicke auf die Brücke eröffnet. Der Auslöser klickt unentwegt, denn die Brücke präsentiert sich im besten Sonnenlicht.

Unten auf dem Holzsteg träumen Menschen an ungewöhnlichen Orten, Möwen posieren vor der Kamera - California Dreamin’ (war übrigens gestern im Abspann des Katastrophenfilms in einer neuen, psychedelischeren Fassung von „Sia“ - wenn das geht - zu hören; der Moment, bei dem ich völlig kollabierte).

Die Zeit vergeht schnell. 2 Stunden war unsere gebuchte Parkzeit (2$), die um 12:53 Uhr endet. Exakt in diesem Moment starte ich den Motor und nehme Kurs auf die Fisherman’s Wharf. Unser Plan: mit der „Red & White Fleet“ eine Rundfahrt durch die Bay zu machen - das hatten wir noch nicht und wir kämen „unserer“ Brücke mal aus anderer Perspektive näher. Lt. Internet und Flyer kostet der Spaß 30 $ p.P. - das wäre es uns Wert, erst Recht bei diesem Wetter.

Auf dem Weg vom Parkhaus (in dem ich heute schon zum 2. Mal einen Parkplatz nicht gemietet, sondern gekauft habe) werden wir „shanghait“ von „Lovely Martha - Private Tours“. So eine Quasselstrippe vom Typ „Eddy Murphey“ quatscht uns an und zerrt uns mit Worten an Bord. Gleiche Tour, kleineres Schiff, 15 $ p.P. - und wenn wir wollen, können wir auch eigenes Sixpack, Wein o.ä. mitbringen. Coole, erfolgreiche Socke!

Die Fahrt war super. Wir setzen uns vorne in die Spitze, werden gewarnt, dass es dort nass werden könnte und Gabi zieht sich zumindest für die Hinfahrt „gegen die Welle“ ihre Regenjacke an. Es ist toll: viele Segelschiffe und es ist ein besonderes Erlebnis, die Brücke mal von unten zu sehen. Schaut mal bei den Bildern - ich weiß gar nicht, wie ich die Fotoflut von heute gleich bändigen soll. Mit uns vorne ist eine südamerikanische Familie. Das älteste Paar leert während der Tour nicht nur einen Kasten Bier (oder war es ein Sixpack?), sondern verputzt auch offensichtlich sauscharfe „Erdnussflipps“ und macht ein Familienselfie nach dem anderen. Von der Tour haben sie nichts mitgekriegt. Ist das die Zukunft der Fotografie? Dieser Selfiewahn begegnet uns immer öfter - uns ganz selten springt der Virus auch über.

Fisherman’s Wharf mit seiner einzigartigen Stimmung ist ein MUSS! Also bummeln wir herum, begrüßen die Seals (Seelöwen), die hier seit dem Erdbeben 1998 eine neue Heimat gefunden haben, bummeln durch einen Candy-Shop (mit allen Süßigkeiten dieser Welt) und genießen die Stimmung und die Straßenmusiker. Dann essen wir bei Fishwich einen Fishwich - das ist quasi ein Sandwich, nur ohne Sand, dafür mit Fisch. Und welche Menge: jeder bekommt 3 Fische in sein Baguette und dazu einen Salat, der sehr spicy angemacht ist - ein Genuß!! Wir sitzen an der Bay und schlemmen - vor uns fliegen Pelikane ihre Kür .

Auf dem Rückweg umrunden wir Alcatraz - auch gut!

Nach alledem kann der Tag eigentlich gar nicht besser werden. Muss ja auch nicht. Wir entscheiden uns für einen Bummel durch das flippige Haight Ashbury. Daran kommen wir jedes mal nicht vorbei - wie an der Brücke. Der Weg dorthin führt uns über die „Straßen von San Francisco“ - hinauf und herunter- ich finde das so geil (wenn ich das mal so schreiben darf)!! Wir finden eine Parkuhr und sind wieder mit 2 $ dabei. Das ist gut. Zum Vergleich: Den Parkplatz an der Fisherman’s Wharf hatte ich mal wieder für drei Stunden mit 24 $ gekauft - dafür müsste ich doch eigentlich lebenslanges Parkrecht haben, oder?

Dieser Stadtteil ist einfach anders! Es riecht hier so verdächtig entspannt und kaufen kann man das auch überall. Es gibt Läden, die gibt es nicht. Andrea: du würdest hier 3 Tage verbringen und deine Kreditkarte (wenn du eine hast) würde glühen! Wir strolchen durch einen Laden, der nur 50er-Jahre Klamotten verkauft (die 60er, 70er und 80er gibt es natürlich auch anderswo). Suuuper Kleider - aber wann trägt man das zu Hause? Ich jedenfalls nicht, dann werde ich eingewiesen …

Letzter Abstecher im Abendlicht: Alamo-Square mit den „Painted Ladies“. Das sind diese typischen Viktorianischen Häuser, von denen es in diesem Stadtteil hier so viele gibt. Wir hatte die mal vormittags fotografiert - falsches Licht, nur Schatten. Da wir glauben, hier keinen Parkplatz zu bekommen, steigt Gabi aus und ich umrunde drei Mal den Alamo Square. Völliger Blödsinn: bei meiner Stadtrundfahrt der besonderen Art stelle ich fest, dass es hier für jeweils 2 Stunden freies Parken gibt. Weiß ich fürs nächste Mal.

Bevor wir ins Motel zurückfahren, steuern wir das Safeway in Pacifica an, um uns für die nächsten Tage mit Obst, Müsliriegeln, Wasser, Chips und Wein einzudecken. Kurz: viel günstiger als auf Hawaii!!

Sonnenuntergang „bei uns“ am Meer, dann rauf auf’s Zimmer, Bierchen, Tagebuch, News aus aller Welt, Fotos - das übliche halt. Gute Nacht! Ach ja: diese Stadt hier, also San Francisco, diese Stadt - die hat mich total gepackt: „The Almost Beautiful City Ever!“

Tagesetappe: 90 km
Übernachtung:
Pacifica Motor Inn, 200 Rockaway Beach Avenue, Pacifica, CA 94044

Wechsel auf den Kontinent

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Jürgen am Pioneer Inn, Front Street Lahaina, HI


Heute morgen lassen wir es sehr ruhig angehen. Lange ausschlafen, Kaffee trinken, die sieben Sachen einpacken. Alles will gut und sinnvoll verstaut werden - da ist Gabi aber inzwischen Expertin.

Ich mache noch ein paar Fotos am Ilikahi und wir plaudern eine ganze Weile mit Kenneth. Der erzählt uns, dass er und Wallace aus Australien hierher gekommen sind, auch weil das Leben hier günstiger ist als in Down Under. Da müssen wir schlucken, denn wir finden das Niveau hier schon anspruchsvoll, was bestimmte Dinge angeht (insbesondere Gemüse, Milch etc.). Ein Schälchen Tomaten, dass ich zu Hause bei Edeka für 69 Cent bekomme, kostet hier stolze 5,59$; für einen Liter Milch haben wir letzte Tage über 3,50 $ bezahlt. Auch das Obst, das hier in rauhen Mengen wächst, ist zu Hause günstiger als hier - da stimmt was nicht. Eine Ananas schlägt hier mal eben mit rd. 4 $ zu Buche. Dafür ist Fleisch vergleichsweise günstig.

Gabi hat noch ein paar Postkarten geschrieben und fragt Kenneth nach einer Letterbox. Der erklärt uns, dass wir die Karten einfach in seinen Briefkasten vorne an der Straße legen und die rote Flagge hochstellen sollen. Der Postbote kommt täglich. Er bringt nicht nur die Post, sondern nimmt auch alles mit, was in Kästen liegt, die „geflaggt“ sind. Super Service, oder?

Dann heißt es Abschied nehmen von dieser traumhaften Unterkunft. Wir halten an der Front Street aber noch einmal an. Meine (schon geflickten) Badelatschen haben ihren Geist aufgegeben und das ist ein Zeichen! Ich bekomme meine ersten Flipflops. Hier auf Hawaii tragen die meisten Leute (99%?) sowieso diese bequemen Latschen und nichts anderes. Selbst auf Trails haben wir viele getroffen, die unten rum so leicht bekleidet waren. Ist aber auch praktisch, wenn es ständig mal nass werden kann oder an den Strand geht.

Da man die Dinger hier an jeder Straßenecke kaufen kann, ist das (in der Pacific Whaler’s Foundation) schnell erledigt. Wir bummeln bei bestem Sonnenlicht noch ein Stück die Front Street entlang. Der Banyan-Tree-Square hat es uns angetan. Diese Bäume finde ich ohnehin faszinierend. Hier steht ein (!) einziger Baum und überspannt einen riesigen Platz. Es sieht aus wie viele Bäume, ist aber nur einer, der seine Luftwurzeln an entfernten Orten zu neuen Stämmen ausbildet. Alles ist miteinander verbunden.

Am Airport geht alles seinen gewohnt relaxten Gang. Ausnahmsweise kehren wir mal bei Burger King ein - sonst gibt es heute nichts zu essen. War aber sehr ok.

Der Flug geht etwas verspätet raus, die Maschine ist nur mäßig gefüllt. Das veranlasst den Kapitän zu seiner Begrüßung, dass man gerne im Gang tanzen darf, wenn man möchte - Platz genug sei heute vorhanden.

Der Flug war prima, wenn er auch etwas „geruckelt“ hat die meiste Zeit. Das könnte aber Absicht gewesen sein - ich hatte den Eindruck, dass ist Teil eines 4D-Kinos. Die Amis sind echt schräg manchmal. Da sitzt du in einem Flieger nach San Francisco und was ist der Blockbuster Nr. 1 im Bordprogramm? „San Andreas“ - ein neuer Katastrophenfilm der Extraklasse. Die Erde bebt gefühlt während 50% des Films. Und das „gefühlt“ meine ich wörtlich, weil der Flieger im gleichen Takt der Bilder und des Begleitsounds bebt und hüpft. Ein echtes Erlebnis. Alles kommt mir bekannt vor in dem Film, es ist wie eine Stadtführung durch San Francisco und LA - aber alles wird durch Beben, Tsunamis etc. platt gemacht und zwar völlig platt. Kein Stein bleibt auf dem anderen, nur die Hauptakteure finden wieder zu einander, retten zig Menschenleben und verströmen Pathos bis zum geht nicht mehr …

Als wir landen, scheint San Francisco aber noch zu existieren - auch wenn die Grundaussage des Films „es ist keine Frage des ob, sondern des wann“ nicht in Zweifel steht. Ich gehe aber davon aus, dass California die nächsten 8 Tage ruhig überstehen wird.

So ist es 23:00 Uhr, als wir endlich unsere Koffer haben. Mit dem „blue Line Skytrain“ zu Alamo, hier einchecken, alles cool. Wir suchen uns einen Toyota aus, hatten wir noch nicht. Recht neu ist er und weiß. Das Navi ist programmiert und bei wenig Verkehr rauschen wir über die Free- und Highways nach Pacifica. Das kennen wir ja schon, ist aber immer wieder ein Erlebnis, denn hier ist es anders als auf den Inseln. Da musst du schon mal aus 8 Spuren die richtige treffen.

Als wir am Pacifica Motor Inn ankommen, ist es 00:20 Uhr. Office: geschlossen, Night Office: geschlossen, ein Schild: „no vacancy“ - nix frei also. Für einen ganz kurzen Moment sehe ich uns im Auto schlafen. Aber: wozu gibts Telefon? Anrufen, die Lage erklären - schließlich haben wir reserviert - und 2 Minuten später ist der Laden offen. Gut!!

Wir beziehen unser Motelzimmer, Gabi richtet uns notdürftig ein und ich springe über die (sehr, sehr breite) Straße rüber in die Shell-Tankstelle. Dort will ich vordringlich Wasser kaufen für die Nacht. Ein Fläschchen sehr guter Wein aus dem Nappa Vallay (waren wir schon!) und eine Dose Pringles passen aber auch noch in die Tüte.

Hier ist es jetzt schon 02:15 Uhr - unsere innere Uhr sagt aber noch 23:15 Uhr. Egal - Homepage aktualisieren und dann Augen zu machen. Morgen gehört der Tag der Stadt, die wir so mögen: San Francisco! Willkommen auf dem Kontinent!

Tagesetappe: 40 km auf Maui, 15 km in San Ffancisco
Übernachtung:
Pacifica Motor Inn, 200 Rockaway Beach Avenue, Pacifica, CA 94044

Das Tüpfelchen auf dem Hawai’i

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Gabi am Kahikili Beach Park, Maui, HI


Der Tag ist mal schnell erzählt: Heute Morgen erst mal ausgeschlafen, dann gemütlich bei Kaffee und Gebäck ans Tagebuch und die Fotos gesetzt und online gestellt. Zwischendurch sehr lange und ebenso entspannt mit Birgit geskypt und dabei die Neuigkeiten auf den beiden Seiten des Globus ausgetauscht, alles wieder auf dem Laufenden.

Unsere Badesachen werden eingepackt, denn heute soll mit dem Norden der Insel vor allem ein längerer Aufenthalt in einer der wunderschönen Badebuchten eingeplant werden. Es ist nach 12:00 Uhr, als wir aufbrechen - kein Problem, uns treibt ja keiner - Aloha!

Wir wollen den Hwy. #30 zunächst Richtung Norden fahren, bis er sich in eine unbefestigte Piste verwandelt, die sich für uns nicht abzufahren lohnt -das wäre auch nicht versichert. Der Weg ist nicht sonderlich weit - hin und zurück sind wir heute gerade mal insgesamt 66 km gefahren. Die Landschaft wandelt sich im Norden noch einmal völlig. Schroffe Klippen und saftig grüne Hügel geben sich ein Stelldichein.

Richtung Berge sieht es heute wieder mal eher grau aus - Richtung Meer: strahlend blauer Himmel. Hawaii ist ein Garant für Kontraste.

Hinter Milemarker 40 (am Straßenrand ist immer die durchlaufende Meilenzahl angegeben und in den Karten auch, das erleichtert die Orientierung erheblich) ist nun wirklich nichts mehr los - wir beschließen, dass hier Ende für uns ist. Am Straßenrand: einige wenige Autos - ein Viewpoint mit Blick auf die nördliche Inselspitze. Schön. Und hier: ein Loop-Trail mitten durch die grüne Vegetation. Der „Ohia-Trail“ ist ziemlich genau 2 km lang und eine solche Runde kommt uns jetzt gut gelegen. Uns war ja von Anfang an klar, dass wir nicht den ganzen Tag an einem Strand liegen wollen. Dafür sind wir nicht die Typen.

Der Trail ist sehr schön und führt auch zu spektakulären Blicken am Rande des Abgrunds - unter uns: das rauschende Meer. Hinweisschilder erklären an den passenden Stellen Fauna & Flora. Der Wind fegt uns aber teilweise fast von der Klippe!

Nächster Stopp: Nakalele Blowhole. Wir gehen bis zu zwei Stellen am Trail, von denen wir das Blowhole gut sehen können. Ähnlich wie am Spouting Horn auf Kauai (war das in diesem Leben? kommt mir ewig lange zurück vor!) wird hier Meerwasser durch ein Loch im Lavaboden geblasen und formt sich so zu einer sehenswerten Fontäne. Hier könnte man bis ganz heran gehen - das tun wir aber nicht; warum auch? Es wird auch überall gewarnt, dass dies kein ungefährliches Unterfangen ist. Die Fontäne ist unberechenbar und wenn du nicht aufpasst, wirst du ins Loch gespült und man sieht dich nicht lebend wieder.

Also fahren wir die sehr sehenswerte Straße weiter zurück und halten hier und da an. Ein kurzer Spaziergang durch Urwald schließt sich an und irgendwann beschließen wir, nun mal was zu essen und/oder dabei eine schöne Badebucht aufzusuchen. Wenn man es als Regen bezeichnen will, dann regnet es hier an der Nordküste jetzt auch. Ich vergleiche es eher mit einem Sprühnebel, wie man ihn bei uns für Orchideen oder andere Pflanzen verwendet - ihr wisst schon: pfft pfft … nur in einem tropischen Gewächshaus!

Kenneth hatte uns zum Baden und evtl. Schnorcheln den Kahikili Beach Park gleich hier nördlich von Lahaina empfohlen und dabei auch von einem „Castaway Cafe“ gesprochen. Wir finden den großen Parkplatz am Westin-Hotel und stellen den Wagen ab. Erst mal erkunden. Wollen wir wirklich ins Wasser? Muss nicht, oder? Hunger hätten wir auch. Wir schlendern die schöne Beach entlang und landen im Nachbarhotel. Gleich am Pool: „Castaway Cafe“. Einige Gäste trinken Cocktails und essen was. Sieht gut aus - happy hour ist auch.

Gabi bestellt einen „Lava Flow“ - das passt irgendwie. Sieht lecker aus. Da ich später noch fahren muss, beschränke ich mich auf ein gezapftes Bud light. Wir ordern Coconut shrimps und Calamari, quatschen etwas mit zwei Mädels aus Oregon auf den Hockern neben uns und belustigen uns über den Kellner, der die Alkoholanteile in seinen Getränken großzügig bemisst. Gabi legt noch einen „Sunset Punch“ nach - Sonnenuntergang ist später ja auch noch. Das Getränk zieht ihr fast die Schuhe aus - drei Sorten Rum entfalten ihre Wirkung, gut dass auch Vitamine mit dabei sind.

Es ist schon 16:45 Uhr, als wir wieder am Strand sind, Gabi ist ein wenig „tipsy“. Jetzt noch schwimmen? Nun, hier soll ja ein schöner Schnorchel-Spot sein - ich denke, wir sollten zum Abschluss des Urlaubs auf Hawaii noch einmal in die Fluten springen. Gesagt - getan: Schwimmsachen aus dem Auto geholt, umgezogen und los geht es. Ich habe vorsichtshalber mal die Maske und den Schnorchel zur Hand - man weiß ja nie.

Cut - was ich schon die ganzen Tage erzählen wollte sind wenige Erläuterungen zur hawaiianischen Sprache. Ihr habt euch bestimmt schon gewundert über die komischen Namen mit den vielen Vokalen. Eigentlich ist Hawaiianisch einfach, denn es gibt tatsächlich nur die sieben Konsonanten H, K, L, M, N, P und W sowie unsere 5 Vokale A, E, I, O und U. Zwei Worte benutzen wir täglich: „Aloha" als Begrüßung und Verabschiedung und „Mahalo“ für Danke. Diese kann man auch gut mit amerikanisch mixen - das macht hier jeder: „Aloha ladies and gentlemen, Mahalo for flying Hawaiian Airlines!“

Jeder Buchstabe des des Wortes Aloha hat seine ganz eigene Bedeutung:

A steht für Akahai (Freundlichkeit verbunden mit Zärtlichkeit)
L steht für Lokahi (Einigkeit verbunden mit Harmonie)
O steht für Oluolu (Angenehmes, fröhliches Wesen)
H steht für Haahaa (Demut, verbunden mit Bescheidenheit)
A steht für Ahonui (Geduld, verbunden mit Ausdauer)

Soviel dazu. Nun kommt es: wir fanden es schon lustig, seit wir uns mit Hawaii beschäftigen. Der uns aus vielen Tauchurlauben bekannte Picasso-Drückerfisch heißt hier ganz einfach „Humuhumunukunukukuapua’a“ (Gabi kann das inzwischen auswendig).

Und jetzt bin ich wieder im Kahikili Beach Park, es ist kurz vor Fünf, sie Sonne steht schon ganz tief. Die ersten Schritte ins warme Wasser - schön. Noch zwei Schritte - upps, hüfthohes Wasser. Eine sanfte Welle hebt mich hoch, ich gucke nach unten und schaue auf ein rd. 3 Meter unter mir liegendes Korallenriff und unmittelbar auf meinen lieben Freund, der hier den Namen Humuhumunukunukukuapua’a trägt! Ich glaube, ich träume.

Fassungslos schnorchel ich über das Riff. Alle sind sie gekommen: Lippfische, Makrelen, Zitronenfalterfische, Kaiserfische, Drückerfische, Flötenfische (dabei eine neue Art, die ich noch nie gesehen habe), das ganze Kleingewusel, das üblicherweise die „Fischsuppe“ ausmacht.

Sorry, wurde gerade unterbrochen, denn Gabi ruft aus dem Wohnzimmer. Sie hat dort auf dem Sofa ein „Babyspringtier“ gefunden. So lang wie mein Daumennagel, sieht aus wie ein kleiner Gecko ohne Schwanz, dafür mit großen Augen. Wuselt ruhelos herum, Ton in Ton mit dem Sofabezug. Ich störe die beiden mal nicht weiter, Gabi meint, es sei vielleicht ein Baby-Olm (nenne ihn Michael (H)olm).

Wieder im Wasser: Ich lasse mich treiben, beobachte die Szenerie, kann es immer noch nicht glauben. So einfach? Nach 10 Minuten muss ich raus und es Gabi erzählen. Umgekehrtes Verfahren. Schnorcheln, 3 Meter bis zum Grund, vor dir: wellenartig auftürmender Sand, eine Welle hebt dich, Beine ausfahren, stehen - (jetzt hat sie den Baby-Olm auf der Hand, muss mal eben ein Foto machen, geschafft, könnt ihr bei den Bildern bewundern).

Jedenfalls will Gabi jetzt auch rein und sie entfernt sich gleich immer weiter vom Strand. Halt! Ich hatte doch gesagt, sie soll es langsam angehen lassen! Irgendwann kommt sie zurück, hat zwischendurch ein großes „Taucher-ok“ gegeben, verlernt man nicht. Einen Stingray (Stachelrochen) hat sie verfolgt bis an die Riffkante. Gut, dass es kein Hai war, den hätte sie bis zur Nachbarinsel verfolgt.

Ich gehe noch 2 mal rein, diesmal nehme ich Gabis Nikon mit, die soll ja Wasserdicht sein. Ist sie erstaunlicherweise und ich versuche, meinen Freund, den Picasso-Drücker zu fotografieren. Er ist der „Staatsfisch hier“ und deshalb gleich familienweise vertreten.

Gabi will wieder rein - bis in den Sonnenuntergang schnorcheln wir um die Wette. Was für ein Abschluss unseres Aufenthaltes auf den schönen Inseln. Meeting mit dem Staatsfisch im Sonnenuntergang. Klasse, das Tüpfelchen auf dem i unseres Hawai’i-Urlaubs.

Wir holen eine Pizza bei Safeway (die kommt gleich in die Mikrowelle), dazu Poke-Ahi, das ist eine Spezialität aus rohem Thunfisch - wir entscheiden uns für die „Tsunami-Variante“ - lecker scharf als Vorspeise. Weißwein dazu, geht es uns gut? JA!!

Morgen wechseln wir nach San Francisco. Gabi hat heute eine dritte Maschine Hemden etc. gewaschen, so dass wir quasi über 2 neue, frische Koffer Wäsche verfügen. California kann kommen! Gute Nacht

PS: war das schnell erzählt? Nein? Hoffe, es hat euch dennoch gefallen.

PPS: Fast wären wir eingeschlafen, da fragt mich Gabi, ob ich über die spatzengroßen Libellen berichtet habe, die uns gestern auf der Road to Hana entgegen geflogen kamen. Hatte ich vergessen und hole ich nun nach. Echt: wie in der Anfangssequenz von „Men in Black 1“ - ich hätte es nicht für möglich gehalten …

Tagesetappe: 66 km
Übernachtung:
The Ilikahi, 441 ilikahi Street, Lahaina, HI 96761

Blutspende auf dem Pipiwai Trail

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Tiny Little Bear auf dem Pipiwai Trail im „Bamboo Forest“, Kipahulu Haleakala NP, Maui, HI


So - gestern haben wir die „Road to Hana“ befahren, die Ingrid so treffend als „Der Weg ist das Ziel Straße“ bezeichnet hat. Gabi meinte, dass man Maui allein schon wegen dieser Straße ins Programm aufnehmen sollte; ich bin sicher, dass man Wochen benötigt, um ihr und den vielen Möglichkeiten überhaupt auf die Spur zu kommen und am Ende des Weges gibt es ein sehr lohnendes Ziel, nämlich den Pipiwai Trail im Haleakala NP Kipahulu. Aber der Reihe nach:

Nachdem wir die Tour auf dieser Straße schon recht früh am Samstag abgebrochen hatten, weil wir die hunderte Läuferinnen und Läufer des 44. Hana-Relay nicht gefährden wollten, starteten wir gestern bereits um 07:00 Uhr, um möglichst viel Zeit zu haben - sehr, sehr gute Entscheidung!! Die Straße ist gar nicht so wahnsinnig lang, aber wegen ihrer extrem vielen Kurven (ca. 617 Serpentinen), der z.T. nur einspurigen Befahrbarkeit (immer wieder sehr langsam schauen, ob jemand von vorne kommt), der 54 meist einspurigen Brücken und nicht zuletzt der vielen möglichen Stopps extrem langsam. Von Lahaina benötigt man auch noch eine knappe Stunde, um überhaupt hinzukommen und nach Hana ist die Straße ja noch nicht zu Ende. Wenn man dann noch halbwegs in der Dämmerung und nicht in finsterer Nacht zurückkehren möchte, ist 07:00 Uhr m.E. eine gute Startzeit. Wir waren um 19:00 Uhr wieder zurück - 12 Stunden-Tag also. Da die Fahrerei unter den beschriebenen Umständen auch sehr anstrengend ist, haben wir gestern Abend beschlossen, nur noch Essen und Entspannung in den Blick zu nehmen und die Fotoauslese sowie das Tagebuch schreiben auf heute morgen zu schieben. Heute ist nämlich ein ruhiger Tag.

Auf dem Hwy. # 30 rollen wir gewohnt Richtung Süden - es ist noch früh. Der große Schild des Haleakala Vulkans, der zuletzt vor 200 Jahren Feuer gespuckt, die Insel vor Jahrtausenden erschaffen hat und dominiert, ist heute im Licht der aufgehenden Sonne gut zu erkennen. Deshalb stoppen wir kurz am Papawai Point, machen einige Aufnahmen und kaufen wenige Meilen weiter an einer Tanke 2 Coffee 2go, die uns die nächsten Stunden wach halten werden. Für 2 Dollar bekommst du jeweils einen knappen Liter des heißen Getränks.

Auf der Straße nach Hana machen wir erste Stopps bei einem Fruchthändler, an Brücken, die Blicke auf Wasserfälle preisgeben und in Ke’anae, einem verwunschenen Plantagendörfchen unten am Meer. Hier branden die Wellen wieder heftig an den Strand.

Den weiteren Verlauf der Straße kann ich nur kurz beschreiben: es macht irren Spaß, hier entlang zu fahren und uns steht immer wieder der Mund offen. manchmal habe ich den Eindruck, durch den „Jurassic Park“ (sorry, dass ich diesen Vergleich schon wieder bemühe) zu fahren, dann begeistern wieder Fernblicke übers Meer, die Klippen und die Küste. Die alles überragende Farbe ist aber: Grün! Die vielen, vielen kleinen und großen Trails sind oft schwer zu finden. Wir orientieren uns an unserer Planung aus diversen Reiseführern, aber auch an einem englischen Reiseführer „nur“ über Maui, der hier in der Unterkunft für uns bereit lag.

Eine gute Idee ist es, sich zu beschränken. Hier klettern wir einen sehr schlüpfrigen, weil nassen und steilen Pfad hinab. Unten ein kleiner Pool an einem Wasserfall, in dem ein Paar Erfrischung sucht. Dort haben wir einen Aussichtspunkt, der einen Wasserfall in der Ferne zeigt, unter nebelverhangenen Berghängen, Und an wieder anderer Stelle reicht es aus, das Auto abzustellen, ein paar (hundert) Meter die Straße zurück zu gehen und an einer Brücke Fotos vom Wasserfall (oder Spinnen) zu machen. An einem Stopp nehme ich mir mehr Zeit, schaffe es halbwegs trocken über den Fluss und baue mein Stativ auf. Für Risiko, Mühe und Schweiß werde ich belohnt: die Bilder mit Graufilter kommen einfach edel rüber, weil das Wasser so seidig fließt.

Um 12:00 Uhr sind wir in Hana, stoppen aber nicht, denn die Straße geht mindestens genau so traumhaft weiter bis zum Haleakala NP in Kipahulu. Der Straßenzustand wird immer schlechter, die Straße an sich noch enger und unübersichtlicher. Besser, man hupt vorsichtshalber vor den engen Kurven um eine Felsnase - dann hört einen möglicher Gegenverkehr wenigstens kommen. Dafür geht es hier auch durch Zuckerrohrfelder, dunkle Alleen und allerlei Grünzeugs, das für uns keinen Namen hat, aber fantastisch aussieht. Vielleicht das schönste Stück der Strecke, auch weil noch weniger los ist?

Auch hier stoppen wir an einem gigantischen Wasserfall und machen Fotos. Dann erreichen wir den Nationalpark, stellen unser Auto ab und erkundigen uns nach der Beschaffenheit des Pipiwai Trails - das ist erforderlich, weil der Weg auch bei weiter entfernten Regenfällen so sehr schnell überflutet werden kann, dass man nicht/kaum noch weg kommt. Stichwort „Flash Floods“ - kennen wir aus den Slotcanyons des Südwestens. Ich habe mal so ein Warnschild fotografiert.

Der Trail an sich ist klasse. Bis zum hinteren Wasserfall sollen wir 1 Stunde kalkulieren, für den Rückweg eine weitere. Es geht ziemlich bergauf durch atemberaubende Vegetation. Erstes Ziel: die Malahiku Falls. Hierher war die Wegstrecke noch nicht so lang, aber der Aufstieg beträchtlich. Wir schwitzen mal wieder kräftig vor uns hin. Genügend Wasser haben wir eingepackt. Ein überdimensionaler Banyan-Baum lässt uns inne halten - seine gigantischen Äste laden ein, sich zu setzen. Unvorstellbar!

Es geht weiter über zwei Brücken und dann kommen wir in einen Bambuswald - ein für uns völlig neues Erlebnis. Allein der Sound hier zwischen den mehr als Haushohen Stöcken, die im Wind aneinander schlagen - irre! Da hilft nichts: Stativ aufbauen und Fotos machen. Gut geworden, finde ich. Das kostet Zeit, macht aber Laune. Weiter oben hat man dann dankenswerter Weise einen Boardwalk angelegt, so dass wir den Sumpf durch den Bambuswald recht trocken überstehen (unten rum!).

Vor dem Wasserfall wird es wieder sehr matschig, rutschig und eng. Gabi fragt mich zwischendurch nach einer Machete - hab ich nicht dabei! Wir begegnen einer Frau, die uns nachhaltig warnt vor dem kommenden Fluss am Wasserfall. Sie ist beim Überqueren mit ihrem gesamten Kameraequipment hineingefallen. Mag ich mir nicht vorstellen.

Als wir schließlich den Blick auf den Wasserfall haben und am Fluss stehen, sind wir uns einig: das ist das Risiko nicht wert. Hinterm Fluss geht es nur noch 20 Meter weiter und andere bestätigen uns, dass der Blick dort nicht viel besser ist. Also machen wir ein paar Bilder von den Waimoku Falls - auch hier war der Weg das Ziel.

Der Rückweg geht zügig, es ist ziemlich dämmrig hier im Wald - erst Recht mit Sonnenbrille. Gut, das wir eben zu Beginn noch kurz zum Auto zurückgegangen waren und auf feste Schuhe gewechselt sind. Was nicht geholfen hat, war der Moskitoschutz. Komplett eingesprüht hatten wir uns zuvor, aber hier, weit weg vom Auto, sind wir den kleinen Biestern, die man kaum sieht, gnadenlos ausgeliefert. Sie saugen uns aus - Blutspende der etwas anderen Art. Es ist nicht ganz so schlimm, weil es hier keine Malaria o.ä. gibt.

Die Rückfahrt mit dem Auto führt wieder über die „Road to Hana“. Es gäbe einen unbefestigten Weg „unten rum“ Richtung Westen, der aber nicht versichert ist mit dem Mietwagen. Zu riskant. Also rollen wir so zügig es geht vor uns hin. Auch jetzt macht die Straße viel Spass. Wir stoppen noch bei den Rainbow-Eucalyptus-Bäumen, dort war vormittags gerade ein Tourbus und es war uns zu rüselig. Toll, so eine bunte Rinde hatten wir zwar anderswo hier schon gesehen, außerhalb Hawaiis aber noch nie. Es regnet zwischendurch mal wieder aber wir werden dafür mit einem hübschen Doppelregenbogen belohnt.

Zum Abendessen teilen wir uns die Spare-Ribs; dazu gibt es Salat, Nachos und Salsa. Sehr, sehr lecker!

Ich bin anschließend zu nichts mehr zu gebrauchen. Selbst Fernehen ist zu anstrengend. Daher: ab ins Bett.

Toller Tag mit vielen schönen Bildern und Eindrücken. Der Dienstag gehört dem Strand!

Tagesetappe: 274 km
Übernachtung:
The Ilikahi, 441 ilikahi Street, Lahaina, HI 96761

Ein entspannter Sonntag

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Gabi und Jürgen an der Front Street, Lahaina, Maui, HI


Auch ohne dass das iPhone uns weckt, haben wir 02:30 Uhr die Augen offen - wir wollen ja zum Sonnenaufgang auf den 3.055 Meter hohen Haleakala fahren. Fahrtzeit: 2 Stunden - bei Abfahrt um 03:00 Uhr wären wir dann so rechtzeitig dort, dass wir uns noch orientieren können, bevor die Sonne aufgeht. Haleakala heißt übrigens „Haus der Sonne“ und so ein Sunrise dort oben soll zu den spektakulären Erlebnissen gehören, die man dringend mitnehmen soll - wenn das Wetter passt.

Tut es leider nicht! Unser Zimmer ist ja recht offen gebaut (oben unter der Decke ist es ringsum offen für luftigen Durchzug; Insektenschutz ist aber überall dran). Und dort oben blitzt es verdächtig oft und hell. Bei Gewitter im Dunkeln die vielen Serpentinen hoch zu rollen - na ich weiß nicht?! Wir beratschlagen uns 30 Minuten lang und checken dabei auch die Wetternachrichten auf dem iPhone. Sie bestätigen unseren Verdacht: 40% Regenwahrscheinlichkeit, dazu die deutlich sichtbaren Blitze; wir bleiben liegen.

So habe ich Gelegenheit, ab 06:00 Uhr auf der Website des KRZN die Ergebnisse der Bürgermeister- und Landratswahlen zu verfolgen, denn die Wahllokale sind geschossen. Ich stelle mir vor, wie es bei der Wahlparty im Kreishaus zugeht, während ich vor mich hinschwitze. Es zeichnet sich ab, dass Landrat Spreen die Wahl schon heute für sich entscheiden kann; letzte Gewissheit gibt es aber erst um 07:30 Uhr. 58,29% sind ein sehr gutes Ergebnis und ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit! Bei den Bürgermeisterwahlen in den Kommunen geht es derweil rund und z.T. zeichnen sich hier wieder Herzschlag-Finals ab wie vor 6 Jahren. Kevelaer geht für die CDU sehr knapp verloren, Kleve und Issum deutlicher. Und es stehen diverse Stichwahlen in 2 Wochen an; puh - sehr spannend, das Ganze!

Wir skypen später noch mit Vater und Mutter, bevor wir uns dann um 09:00 Uhr auf den Weg zum Haleakala Nationalpark machen. Einmal möchten wir auf jeden Fall hoch und heute wäre Zeit dafür. Es dauert auch im Hellen 2 geschlagene Stunden und über weite Strecken geht es durch die Wolken; verbunden mit leichtem Niederschlag. Unterwegs treffen wir auf die hier beheimateten Nenes (eine Gänseart) und ganz oben auf dem Gipfel auch auf einen weitere seltene Vogelart, deren Namen wir noch erforschen müssen.

Gleich hinter dem Eingang zum Nationalpark ist das Headquarters Visitor-Center und wir holen erste Erkundigungen ein: nach den Einschätzungen des Rangers lohnt es sich auch an den nächsten beiden Tagen nicht, im Dunkeln hier heraufzufahren. Die Aussichten sind nicht besser als heute. Er empfiehlt, als erstes bis zum höchsten Punkt zu fahren und erst dann das zweite Visitor-Center am Gipfel aufzusuchen. An den Viewpoints in den Serpentinen sollten wir erst auf dem Rückweg halten. Gern befolgen wir den Ratschlag - derzeit sieht man sowieso die Hand vor den Augen nicht.

Ganz oben ist es nicht anders - alles grau in grau. So leuchtend die Farben und so spektakulär die Ausblicke in den seit 200 Jahren „schlafenden“ Krater und die 12 x 4 km (!) große Caldera auch sein könnten: heute bleibt uns das verborgen. Ins Auge fällt aber eine Pflanzenart, die es nur hier oben gibt: die Silberschwerter. 5-50 Jahre benötigen die großen Gewächse, um es unter widrigsten Bedingungen dazu zu bringen, einmal zu blühen - und danach ist es dann auch um sie geschehen!

Zurück zum oberen Haleakala Visitor-Center, es fängt stärker an zu regnen und als wir 5 Minuten später dort eintreffen, gießt es waagerecht. Unsere neuen, leichten Regenjacken bewähren sich prächtig. Knapp 13 Grad hat es hier - was für ein Unterschied zu den 35 Grad an der Küste. Im Vistor Center unterhalte ich mich mit einer Rangerin und sie bestätigt ebenfalls, dass es völlig richtig war, heute Nacht nicht herauf zu kommen, denn es gab auch zu dieser Zeit Null Sicht. Und das soll an den nächsten beiden Tagen nicht unbedingt besser werden.

Also machen wir kurzen Prozess: wir fahren zurück nach Lahaina und kaufen dort im Safeway ein „Full Rack Spare-Ribs“ für morgen und eine Pizza für jetzt gleich. Gabi beschließt zudem, dass heute Waschtag ist. Kenneth hat uns freundlicherweise die nötigen Quarters bereitgelegt und so kann Gabi die Waschmaschine in Gang setzten. 2 Maschinen Hemden etc. werden für die nächsten Tage wieder in einen frischen Zustand versetzt. Während die erste Maschine läuft, ist die Pizza am Start und wir lassen es uns schmecken.

Danach machen wir einige Minuten die Augen zu und gehen dann noch einmal zu Fuß nach Lahaina. Die Prison Street will noch erkundet werden, hat aber außer dem historischen Gefängnis nicht viel zu bieten. Ganz anders die Front Street um die Ecke, die früher Rotlichtviertel des Walfängerortes war und heute mit Shops und Restaurants glänzt.

Wir kommen wieder an Mick Fleedwood’s Restaurant & Bar vorbei. Eine meiner ersten LP’s war von seiner Band und ein freundlicher Mensch spricht uns an und lädt uns ein, hereinzukommen. Wir wollen aber gar nichts essen jetzt. „Egal - wir haben hier auch eine Ausstellung etc. Mick lebt hier auf der Insel und ihr könnt euch alles anschauen, was er so gesammelt hat in den Jahren.“ Das lassen wir uns nicht zwei mal sagen. Es gibt echt coole Schlagzeuge zu sehen, eine Harley von Mick und seinen 1933er Austin, in dem Gabi sogar Platz nehmen darf, damit ich ein Foto machen kann. That’s America!

Gemütlich schlendern wir die Straße entlang und zur „blauen Stunde“ zeigt sich auch die Sonne noch einmal. Sehr gutes Fotolicht! Gabi gönnt sich ein Eis und auf der Terrasse der Eisdiele treffen wir zwei Damen, mit denen wir uns beim Sonnenuntergang nett unterhalten. Ich fotografiere sie mit ihrer Kamera und sie sind begeistert, was man aus dem Gerät mit etwas Finesse herausholen kann, Im Gegenzug macht eine von ihnen unser „Foto des Tages“ von uns beiden.

Nun steht „Souvenirs kaufen für die Lieben daheim“ auf dem Programm - gehört nicht zu den leichtesten Aufgaben, aber wir schaffen das. Gegen 19:45 Uhr sind wir im heimischen Paradies und setzen uns ans Tagebuch und die Fotos. Gleich gucken wir noch die Keynote von Apple zu Ende, die wir gestern Abend begonnen haben. Interessant, was die Leute aus Cupertino letzte Tage präsentiert haben: neues Apple TV, iPad pro mit Apple Pencil, iPhone 6s … Dazu wird es Nachos mit scharfer Salsa geben freu mich darauf! Morgen dann der 2. Anlauf auf der „Road to Hana“? Mal schauen!!

Das war ein (bis auf die Wahlergebnisse) eher unspektakulärer, dafür aber erfolgreicher und entspannter Urlaubs-Sonntag. Uns geht es prima!

Tagesetappe: 200 km
Übernachtung:
The Ilikahi, 441 ilikahi Street, Lahaina, HI 96761

It's hot ...

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Gabi im Iao Valley, Maui, HI

Liebe Leute, das war eine wahrlich „heiße Nacht“ - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Alle Fenster auf Durchzug, Ventilator über dem Bett auf Vollgas und das Klimagerät neben dem Bett bekommt hier auch keine Pause. Dennoch: schwitzen ist mein neues Hobby …

Wir brechen recht früh auf, denn für heute haben wir uns die „Road to Hana“ vorgenommen - die „Straße nach Hana“. Diese verläuft an der Ostküste entlang und ist dafür bekannt, besonders eindrucksvoll zu sein wegen der 54 meist einspurigen Brücken und unzähligen Kurven auf gut 50 Meilen zwischen Pa’ia und Hana. Am Ende wartet noch eine besondere Überraschung, doch davon später. Später heißt in diesem Falle nächste Tage, denn wir haben die Tour nach einigen Meilen heute abgebrochen.

Alles war prima, doch bereits hinter Pa’ia fielen uns die vielen Läufer auf, die auf der linken Straßenseite joggten. Und mit der Zeit stellten wir fest, dass diese offensichtlich in „Teams“ recht lustig gekleidet waren. Die einen liefen mit einer aufblasbaren Gitarre unterm Arm, andere mit lustigen T-Shirts, Hosenträgern, Perücken (Hippies !!), als Haie, Hühner oder sogar- Trommelwirbel: in Ganzkörper-Karnevals-Kuhkostümen. Wohlgemerkt: bei über 30°C Hitze, unzähligen Serpentinen, bergauf und selten bergab. Ich frage mich, wie man hier überhaupt laufen kann und dann in dieser Aufmachung und einem beachtlichen Tempo. Ach ja: Staffelstäbe hatten auch alle dabei. Es war der 44. „Hana-Relay“ mit über 500 Sportlern.

Es ist schon ziemlich heftig, diese Straße ohne zusätzliche Erschwernis zu bewältigen. An einem Rastpunkt unterhalte ich mich mit einem Läufer. Es ist ein „fun-run“ über 54 Meilen vom Airport Kailua nach Hana. Die Teams laufen die Strecke mit je 6 Läufern - es sind ganz viele Frauen dabei. Er entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten, die ER (!!) bereitet. So ein Quatsch. Ich sage ihm, dass ich eher das Gefühl habe, eine Gefahr für ihn und seine Laufkameraden zu sein. Es ist ohnehin genug traffic hier an einem Samstag.

Einerseits sind viele Parkplätze an den Aussichtspunkten durch die Begleitfahrzeuge belegt, andererseits finden wir es viel zu gefährlich, diese enge Straße ausgerechnet heute unter diesen Bedingungen fahren zu wollen. Also machen wir kehrt - wir haben genügend anderes Programm zur Auswahl und können diese Straße am Wochenbeginn sicher viel entspannter genießen. Größter Respekt vor den Läuferinnen & Läufern, bei diesen Bedingungen sportlich so aktiv zu sein.

So halten wir einige Minuten später vor Pa’ia am Ho’okipa Beach Viewpoint an und beobachten von hier aus die Surfer, die perfekte Bedingungen vorfinden. Dann parken wir das Auto und schlendern durch Pa’ia, das Kenneth, unser Zimmerwirt gestern als „very hippy, very surfy“ beschrieben hat - ist es und spontan beschließen wir, lecker zu frühstücken. Um 11:00 Uhr ist bei Charley’s gut Betrieb - immer ein gutes Zeichen für eine ausgezeichnete Location.

Es handelt sich um ein seit Urzeiten ortsansässiges Lokal, das mehrfach ausgezeichnet wurde und beste Beziehungen zur Western- und Rockszene zu haben scheint. Goldene LPs von Willie Nelson und anderen sprechen jedenfalls eine klare Sprache. Coole Musik spielen sie obendrein und eine überdimensionale Gitarre erweckt zusätzliche Aufmerksamkeit.

Es gibt trotz der fortgeschrittenen Zeit noch breakfast und wir ordern zunächst Kaffee, mit dem man einen ganzen Friedhof aufwecken könnte. Ich verweigere nach dem ersten Refill das Getränk, da ich mir angesichts der Temperaturen ansonsten Gedanken um eine anstehende Herzattacke machen müsste.

Gabi liebt es amerikanisch: 2 Eier „sunny side up“, dazu kross gebratener bacon, Bratkartoffeln, Bisquit-Muffin mit Guavenmarmelade und andere Kleinigkeiten. Ich bevorzuge um diese Zeit die mexikanische Variante: hinter dem „Breakfast-Burrito“ verbirgt sich der für Burritos bekannte große Taco, gefüllt mit Rührei, Reis, schwarzem Bohnenmus, scharfer Wurst, Käse u.ä. Das ganze überbacken mit zwei Käse- und Salsa/Jalapenosorten. Klingt ungenießbar, ist aber sehr, sehr lecker und ein Garant für lange Sättigung.

Unterdessen tauschen wir Nachrichten mit Birgit und Borch aus, die derzeit auf Kegeltour in München sind und dort die Nacht zum Tag machen.

Nach alledem steuern wir den Iao Valley SP an, der sich etwas weiter im Nordosten der Insel befindet. Dort spazieren wir im sehr grünen Tal am Bach entlang, beobachten Kinder und Familien, die sich im Wasser abkühlen und machen natürlich Fotos von der „Iao Needle“, einem der Wahrzeichen von Maui. 365 Meter hoch ragt der grün bewachsene Fels in den Himmel.

Anschießend sind wir mehrfach klatschnass geschwitzt: beim Mittagsschlaf trotz Nichtstun unter dem Ventilator, beim Bummel durch das „Whalers Village“ (Nobel-shopping-Mall bei den Touristenressorts weiter im Norden) und jetzt beim Tagebuchschreiben.Kenneth hatte uns gestern schön bestätigt, dass das auch für hiesige Verhältnisse nicht „normal“ ist. Im September müsste es eigentlich deutlich abkühlen. Doch auch Hawaii bleibt vom Klimawandel nicht verschont …

Gerade haben wir eine leckere Pizza verputzt. Wir haben das leckere Teil eben auf der Rückfahrt im Safeway gekauft und Gabi (ganz Fachfrau) hat es geschafft, unsere sehenswerte Mikrowelle so zu programmieren, dass ein echt leckeres Abendessen heraus kam. Dabei hat die Pizza mit 7$ gerade mal so viel gekostet, wie wir ansonsten als Trinkgeld kalkulieren müssen.

Es ist jetzt 18:30 Uhr und das Tagebuch ist fertig geschrieben. Heute werden wir also mal eher durch sein und das ist gut so. Wenn alles klappt, ist die Nacht nämlich früh zu Ende. Evtl, schaffen wir es, den Sonnenaufgang auf dem Haleakala zu bestaunen. Das soll eines DER Erlebnisse auf Hawaii sein. Dazu müssten wir aber eine Anfahrt von rd. 2 Stunden im Dunkeln ab 03:00 Uhr bewältigen, die uns von Meereshöhe auf über 3.000 Meter bringt. Das wird kalt sein da oben - mal sehen, wir sind gespannt!

Tagesetappe: 195 km
Übernachtung:
The Ilikahi, 441 ilikahi Street, Lahaina, HI 96761

© 2015 Gabi & Jürgen E-Mail an uns ....