Tagebuch



Gabi & Jürgen on Tour ...

Relax - no Mark today!

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Gabi mit neuem T-Shirt in der Bubblegum Alley, San Luis Obispo, CA

Das Thema des Tages prangte schon groß an der Promenade in Morro Bay: „Relax“ rät der freundliche Seeotter. Das dieses so schöne Motto in den Abendstunden kurz in Wanken kam, konnte ich heute morgen noch nicht ahnen.

Doch fangen wir beim Frühstück an, das seinem Namen heute wirklich Ehre macht. Das Cayucos Beach Inn bietet ein Frühstück auf recht hohem Niveau - wenn man es mit dem vergleicht, was es sonst so gibt in Motels (und das ist meist nur Kaffee). Wir schlemmen richtig: 2 Bagels, frisch aufgetoastet, Frischkäse, meine erste Erdnussbutter, dazu Joghurt und Obst - Müsli etc. wäre auch noch möglich gewesen. Getränke: Kaffee und O-Saft, große Tee-Auswahl und frische Milch - sehr gut, satt!

Geschlafen haben wir wie die Steine und so ist es schon nach 09:00 Uhr, als wir hier im Frühstücksraum sitzen und mit einem älteren Paar aus San Francisco plaudern, die Ende Oktober nach Deutschland kommen. Sie bestätigen das Thema von gestern: wenn es nicht bald lange regnet, beginnen die Probleme erst richtig, sagen sie. Kalifornien leide nun schon seit 5 Jahren an der Dürre und ab nächstes Jahr gebe es kein Wasser mehr. Alle hoffen nun auf El Nino. Ich gönne ihnen den Regen von Herzen, möchte aber wirklich nicht dabei sein, wenn es hier losgeht. Das dürfte Nebenwirkungen haben, so trocken, wie jetzt alles ist.

Das Motel können wir nur weiter empfehlen. Einzige Ausnahme: Das WiFi - 13 Stunden hat die Website über Nacht geladen und fehlerfrei ist sie noch nicht, als wir fahren.

Erstes Ziel: Morro Bay, gleich nebenan. Kennen wir aus 2012 nur in verregnetem Zustand; die Sicht war damals so schlecht, dass wir den namengebenden „Morro Rock“ vor der Küste damals nicht gesehen haben. Was das Wetter ausmachen kann: heute präsentiert sich der kleine Ort von seiner besten Seite und der Spaziergang an der Promenade macht Laune. Wir bummeln herum, grüßen die faulen Seehunde, die das Tagesmotto sehr wörtlich nehmen und kaufen noch ein T-Shirt für Gabi. Die Otter sind hier allgegenwärtig und das T-Shirt-Motiv „Hairy Otter“ fand ich äußerst gelungen - das lassen wir aber hängen.

Ein Skatebordladen präsentiert das weltweit zweitgrößte Skateboard - na ja!

San Luis Obispo liegt auf dem Weg, aber nicht am Meer und bietet eine Mission als sehenswert an. Wir haben ja Zeit, halten und stellen fest, dass auch die Downtown extrem sehenswert ist. Viele Kneipen und Gallerien - wieder entdecken wir sehr schöne Bilder, lassen die Kreditkarte aber wieder stecken - man kann nicht alles haben.

In der Mission ist gerade der Sonntagsgottesdienst zu Ende. Ein schöner Fleck mit besonders nettem Pfarrgarten. Wir genießen die Ruhe; der „Aloha-Spirit“ hat uns noch voll im Griff. Relax!

Auf der Weiterfahrt sehen wir die Ausfahrt zum „Madonna Inn“, einem Motel mit Kultstatus. Davon hatten wir schon gelesen und so nehmen wir die Abfahrt und pausieren erneut. Das Motel kommt sehr skuril daher und hat zig Räume, die besonders aufgemacht sind. Kann ich nicht erklären, konnten wir auch nicht sehen, aber hier ist der Link zu den verschiedenen zu buchenden Zimmern, schaut selbst …

Was man sich anschauen kann ist der Eingangsbereich, der Keller (mit Weinverkostung), das Obergeschoss (Shops) und den Barbereich. Davon haben wir Fotos gemacht. Jetzt wird es etwas peinlich: weil es gerade so passt, suchen wir im Keller die „Restrooms“ auf, wie hier allgemein die Toiletten bezeichnet werden. Zum ersten Mal habe ich dort 2 Fotos gemacht. Auch diese waren sehr skuril. Ich versuche es mal auf englisch: „I peed in the fireside!“ Auf deutsch trau ich mich nicht … :-)

Es folgte eine länge Fahrt über die #101, später wieder am Lake Cachuma vorbei (kurz ausgestiegen - hier in den Bergen hat es 105 Grad Fahrenheit = 40,56 Grad Celsius!) - Affenhitze!!

Kurz nach 15:00 Uhr sind wir in Santa Barbara, genau richtig zum einchecken. Nettes Motel mit deutlich kleinerem Zimmer als letzte Nacht, aber gemütlich! Swimmingpool gibts auch und kostenlos Fahrräder zu leihen - vielleicht was für morgen? Nebenan: ein Liquor-Store, gegenüber: Giovanni’s, lt. Flyer 23-fach als beste Pizzeria Santa Barbaras ausgezeichnet, daneben: ein Tennis-Shop, in dem ich bestimmt noch ein Andenken finde.

Wir richten uns ein, sichten Flyer und überlegen, wie es heute weitergeht. Und jetzt kommt die Geschichte mit „no Mark today“:

Gabi entdeckt in einem Heftchen die Nachricht, dass heute (HEUTE!) Mark Knopfler mit Band hier im Santa Barbara Bowl (so eine Art Waldbühne) spielt. Entfernung vom Motel: 5 Minuten mit dem Auto!! Ich flippe aus! Mark Knopfler! Von dem habe ich so ziemlich alle CDs. Wahnsinn! Internetrecherche - Karten sind vergleichsweise günstig. Aber: Einlass ist in weniger als einer Stunde, Konzertbeginn um 19:00 Uhr - das sind nur noch zweieinhalb Stunden.

Hin und her - wir lassen es, wahrscheinlich sind eh keine Karten mehr zu kriegen. Also fahren wir zur Waterfront, reden kurz im Visitors-Center und spazieren die lange Stearns-Wharf entlang. Am Skater-Point ist der kleinste Skater der Welt (zumindest nach unserer Einschätzung) unterwegs - und wie! Der hat bestimmt noch Windeln an, fährt aber wie ein Großer, Respekt!! Alles sehr relaxt - im Grunde.

Denn auf dem weiteren Weg an der Beach entlang zum Hafen nagt die Frage, was denn wäre, wenn doch noch zwei Restkarten zu kriegen wären. Das würde ich mir sicher nicht verzeihen. „Brother in Arms“ unter kalifornischer Sonne hören zu können und einfach zu bequem (?), faul (?), unentschlossen (?) gewesen zu sein. NO!

Zum Auto sind es 10 Minuten; 18:05 Uhr. Dreimal um die Ecke, den Berg hoch - da ist der „Santa Barbara Bowl“ - viel Volk unterwegs. Wir stehen direkt vor der Konzert-Arena und fragen aus dem Auto einen Ordner, ob es noch Karten gibt: klares nein! 18:10 Uhr. Uff - ok, damit können wir leben. Also: „kein Mark today“ - zumindest nicht für uns. Werde ihn aber auf mein iPhone laden und auf dem Weg nach LA hören - passt sicher gut.

Wir fahren zum Zimmer, springen in die Pizzeria gegenüber, genießen eine wirklich sehr, sehr leckere Pizza mit Wein und dem mir schon von gestern bekannten „Firestone 805“, springen anschließend in den Pool und stellen fest: es geht uns immer noch verdammt gut - und wir sind sowas von relaxt (nachdem das geklärt ist mit Mark).

Morgen ist frei - da wird uns bestimmt was Schönes einfallen für Santa Barbara. Wir skypen gerade noch mit Birgit und Johanna - die haben heute Abend Richtfest: herzlichen Glückwunsch!! Vielleicht klappt es, uns live zuzuschalten - das wäre super! Jetzt mal schauen, ob es noch was im Fernsehen gibt. Gestern Abend hatten wir „Air Force One“ mit Harrison Ford …

Tagesetappe: 209 km
Übernachtung:
Coast Village Inn, 1188 Coast Village Road, Montecito, Santa Barbara, CA 93108

Von Flipflops und Stinktieren

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Skunk am Pacific Coast Trail, Pacific Grove, CA


Heute echt kurz, versprochen! Nach dem Aufstehen, mit dem wir uns jetlagbedingt Zeit lassen, skypen wir mit Vater und Mutter. Dann packen wir zusammen, fangen unseren Kaffee im Office und verputzen dazu ein süßes Teilchen namens „Cinamon-Roll“ - sowas wie eine Rosinenschnecke, nur mit Zimt.

Dann fahren wir den Highway No. 1 hinunter, Richtung Süden. Diese Straße werden wir in den nächsten Tagen nicht mehr als nötig verlassen. Das Wetter ist gut. Hin und wieder fahren wir durch Wolken - oder Nebel? - ansonsten strahlt der Himmel blau. Erstmals fahren wir von Pacifica aus den Highway No. 1 komplett. Beim letzen Mal 2012 waren wir in Cupertino bei Apple vorbeigefahren. Der Customer Store hat aber derzeit geschlossen, weil er komplett umgebaut und neu ausgerichtet wird. Als ich zu Hause danach schaute, hieß es, dass die Neueröffnung im November/Dezember 2015 ansteht. Heute morgen eine Minute vor der Abfahrt habe ich nochmal nachgesehen: sie haben sich beeilt und sind fertig. Große Eröffnung: MORGEN, 10:00 Uhr! Einen Tag zu spät. Es ist zu urlaubig, um sich richtig zu ärgern - mag mir gar nicht vorstellen, was da morgen los ist. Bestimmt zelten schon seit Wochen Leute dort, um die Ersten zu sein …

So genießen wir lieber die Landschaft am Meer. Erstaunlich viel Landwirtschaft hier. Viele Kürbisfelder - Charly Brown hätte seinen Spass. Bald erreichen wir Pigeon Point Lighthouse, ein alter Leuchtturm, der hier eine sehr gute Figur macht vor all dem blauen Himmel.

Gegen Mittag sind wir in Santa Cruz und entgegen unserer ursprünglichen Absicht fahren wir doch noch mal nach Downtown rein. 2012 hatten wir hier lecker gegessen und im Moment ist uns mehr nach Bummeln als nach dem Boardwalk oder dem Cliff Drive.

Also gehen wir die lange Einkaufsstraße hinauf und hinunter. In einem Flipflop-Laden bringe ich Gabi dazu, sich auch noch ein paar neue Latschen zuzulegen. Sehr schön! Jetzt haben wir beide die gleichen Souvenirs.

Wir finden eine Pizzeria, die einen sehr guten Eindruck macht und in der wir draussen sitzen können, was uns wichtig ist. Lecker: ein köstlicher Shrimps-Salat als Vorspeise, dann eine gemeinsame 10’’ Pizza als Hauptgang. Gut gestärkt geht es weiter; der Parkplatz kostete hier im Parkhaus gerade mal 1$ für 2 Stunden - gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Kurz nach 15:00 Uhr erreichen wir Pacific Grove. Wir haben gerade noch getankt, weil es morgen kaum Möglichkeiten dazu - und wenn, dann sehr teuere - geben wird. Die Asilomar-Anlage ist der Wahnsinn. Eine große Hotelanlage, bestehend aus lauter kleinen, max. 2-geschossigen Hütten direkt am Sunset-Drive.

Wir bekommen ein schönes, geräumiges Zimmer mit Balkon. Fernseher brauchen wir hier nicht, Kühlschrank wäre gut - ist schon selten, dass der fehlt. Kein Problem für uns. Wenn man weiß, wo die Eismaschine steht und eine Kühltasche dabei hat, liegt der Wein und das Obst optimal frisch.

Entscheidung: Monterey per Auto oder Wanderung über den Pacific Coast Trail? Monterey kennen wir von 2012 - ist absolut sehenswert, hatten wir aber schon. Den Trail nicht und der liegt uns hier quasi „zu Füßen“. Also lassen wir das Auto stehen, nehmen auch gar kein Gepäck mit und wandern weit über 2 Stunden die schöne, wildromantische Küste entlang. Die Sonne steht schon tief - bestes Fotolicht. Das ist wirklich sehr entspannt und schön. Urlaub!

Eine betagte Dame, die hier wohnt beobachtet wie wir die Vögel und es entwickelt sich eines dieser Gespräche, die man mit wildfremden Leuten bei uns nicht erwarten würde. Die ist gut informiert über die Lage in Deutschland und die Flüchtlingsfrage scheint sie sehr zu beschäftigen. Wir diskutieren die Abgrenzung von selbstverständlicher Hilfe und notwendigen Grenzen des Belastbaren - nicht einfach!! Sie ist aber diejenige, die es für zwingend geboten hält, die Balance zu halten und auch Grenzen zu setzen. Und sie versichert uns, die Nachrichten zu verfolgen und mit uns zu hoffen, dass alles gut wird. Zusätzlich wünscht sie uns alles Gute und unserem Volk die richtige Empfindsamkeit - in alle Richtungen. Wer hat gesagt, die Amis seien oberflächig??

Die Möven, Pelikane und anderen Vögel geben eine Flugschau nach der anderen zum Besten - sehr sehenswert!

Auf dem Rückweg trauen wir unseren Augen nicht: ein Stinktier - ja, ein richtiger, echter Skunk - stiefelt da zwischen den Kräutern herum. Gibt’s doch nicht - haben wir noch nie gesehen. Jetzt nur die richtige Mischung finden aus guter Fotodistanz und genügend Abstand bei Defensivverhalten des Skunks mit der Option, uns für die nächsten Tage zu absoluten Außenseitern zu machen - gelungen!

Schließlich treffen wirnoch Leute aus Düsseldorf; er möchte seinen 40.sten nächste Tage in Vegas feiern und hat seine Eltern dabei. Ich mache ein paar Bilder von den dreien und er revanchiert sich mit einem netten Foto von uns. So geht das hier.

Die Sonne tut ihren Job und geht dramatisch wie immer unter. Wir kommen zurück in die Asilomar-Anlage und ich lade Gabi auf eine Margerita ein. So sitzen wir windgeschützt und genießen unseren Sundowner. Das „Big Sur Golden Pale Ale“ vom Fass ist auch nicht zu verachten.

Im Zimmer sind wir nicht lange, denn wir setzen uns auf den Balkon, um die Fotos zu sichten und Tagebuch zu schreiben. Der Wein hat genau die richtige Temperatur und die Nachos mit Salsa kommen jetzt auch gerade recht. Alles Gut!!

Morgen haben wir eine etwas größere Strecke, aber auch das schönste Stück des Hwy. No. 1 vor uns. Da gilt es, zeitig los zu kommen, denn lt. unserer neuen Freundin ist heuer allerhand los auf der Straße - die Touristen haben sich hier wohl kräftig vermehrt!

Tagesetappe: 196 km
Übernachtung:
Asilomar Conference Grounds, 800 Asilomar Boulevard, Pacific Grove, CA 93950

Das Tüpfelchen auf dem Hawai’i

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Gabi am Kahikili Beach Park, Maui, HI


Der Tag ist mal schnell erzählt: Heute Morgen erst mal ausgeschlafen, dann gemütlich bei Kaffee und Gebäck ans Tagebuch und die Fotos gesetzt und online gestellt. Zwischendurch sehr lange und ebenso entspannt mit Birgit geskypt und dabei die Neuigkeiten auf den beiden Seiten des Globus ausgetauscht, alles wieder auf dem Laufenden.

Unsere Badesachen werden eingepackt, denn heute soll mit dem Norden der Insel vor allem ein längerer Aufenthalt in einer der wunderschönen Badebuchten eingeplant werden. Es ist nach 12:00 Uhr, als wir aufbrechen - kein Problem, uns treibt ja keiner - Aloha!

Wir wollen den Hwy. #30 zunächst Richtung Norden fahren, bis er sich in eine unbefestigte Piste verwandelt, die sich für uns nicht abzufahren lohnt -das wäre auch nicht versichert. Der Weg ist nicht sonderlich weit - hin und zurück sind wir heute gerade mal insgesamt 66 km gefahren. Die Landschaft wandelt sich im Norden noch einmal völlig. Schroffe Klippen und saftig grüne Hügel geben sich ein Stelldichein.

Richtung Berge sieht es heute wieder mal eher grau aus - Richtung Meer: strahlend blauer Himmel. Hawaii ist ein Garant für Kontraste.

Hinter Milemarker 40 (am Straßenrand ist immer die durchlaufende Meilenzahl angegeben und in den Karten auch, das erleichtert die Orientierung erheblich) ist nun wirklich nichts mehr los - wir beschließen, dass hier Ende für uns ist. Am Straßenrand: einige wenige Autos - ein Viewpoint mit Blick auf die nördliche Inselspitze. Schön. Und hier: ein Loop-Trail mitten durch die grüne Vegetation. Der „Ohia-Trail“ ist ziemlich genau 2 km lang und eine solche Runde kommt uns jetzt gut gelegen. Uns war ja von Anfang an klar, dass wir nicht den ganzen Tag an einem Strand liegen wollen. Dafür sind wir nicht die Typen.

Der Trail ist sehr schön und führt auch zu spektakulären Blicken am Rande des Abgrunds - unter uns: das rauschende Meer. Hinweisschilder erklären an den passenden Stellen Fauna & Flora. Der Wind fegt uns aber teilweise fast von der Klippe!

Nächster Stopp: Nakalele Blowhole. Wir gehen bis zu zwei Stellen am Trail, von denen wir das Blowhole gut sehen können. Ähnlich wie am Spouting Horn auf Kauai (war das in diesem Leben? kommt mir ewig lange zurück vor!) wird hier Meerwasser durch ein Loch im Lavaboden geblasen und formt sich so zu einer sehenswerten Fontäne. Hier könnte man bis ganz heran gehen - das tun wir aber nicht; warum auch? Es wird auch überall gewarnt, dass dies kein ungefährliches Unterfangen ist. Die Fontäne ist unberechenbar und wenn du nicht aufpasst, wirst du ins Loch gespült und man sieht dich nicht lebend wieder.

Also fahren wir die sehr sehenswerte Straße weiter zurück und halten hier und da an. Ein kurzer Spaziergang durch Urwald schließt sich an und irgendwann beschließen wir, nun mal was zu essen und/oder dabei eine schöne Badebucht aufzusuchen. Wenn man es als Regen bezeichnen will, dann regnet es hier an der Nordküste jetzt auch. Ich vergleiche es eher mit einem Sprühnebel, wie man ihn bei uns für Orchideen oder andere Pflanzen verwendet - ihr wisst schon: pfft pfft … nur in einem tropischen Gewächshaus!

Kenneth hatte uns zum Baden und evtl. Schnorcheln den Kahikili Beach Park gleich hier nördlich von Lahaina empfohlen und dabei auch von einem „Castaway Cafe“ gesprochen. Wir finden den großen Parkplatz am Westin-Hotel und stellen den Wagen ab. Erst mal erkunden. Wollen wir wirklich ins Wasser? Muss nicht, oder? Hunger hätten wir auch. Wir schlendern die schöne Beach entlang und landen im Nachbarhotel. Gleich am Pool: „Castaway Cafe“. Einige Gäste trinken Cocktails und essen was. Sieht gut aus - happy hour ist auch.

Gabi bestellt einen „Lava Flow“ - das passt irgendwie. Sieht lecker aus. Da ich später noch fahren muss, beschränke ich mich auf ein gezapftes Bud light. Wir ordern Coconut shrimps und Calamari, quatschen etwas mit zwei Mädels aus Oregon auf den Hockern neben uns und belustigen uns über den Kellner, der die Alkoholanteile in seinen Getränken großzügig bemisst. Gabi legt noch einen „Sunset Punch“ nach - Sonnenuntergang ist später ja auch noch. Das Getränk zieht ihr fast die Schuhe aus - drei Sorten Rum entfalten ihre Wirkung, gut dass auch Vitamine mit dabei sind.

Es ist schon 16:45 Uhr, als wir wieder am Strand sind, Gabi ist ein wenig „tipsy“. Jetzt noch schwimmen? Nun, hier soll ja ein schöner Schnorchel-Spot sein - ich denke, wir sollten zum Abschluss des Urlaubs auf Hawaii noch einmal in die Fluten springen. Gesagt - getan: Schwimmsachen aus dem Auto geholt, umgezogen und los geht es. Ich habe vorsichtshalber mal die Maske und den Schnorchel zur Hand - man weiß ja nie.

Cut - was ich schon die ganzen Tage erzählen wollte sind wenige Erläuterungen zur hawaiianischen Sprache. Ihr habt euch bestimmt schon gewundert über die komischen Namen mit den vielen Vokalen. Eigentlich ist Hawaiianisch einfach, denn es gibt tatsächlich nur die sieben Konsonanten H, K, L, M, N, P und W sowie unsere 5 Vokale A, E, I, O und U. Zwei Worte benutzen wir täglich: „Aloha" als Begrüßung und Verabschiedung und „Mahalo“ für Danke. Diese kann man auch gut mit amerikanisch mixen - das macht hier jeder: „Aloha ladies and gentlemen, Mahalo for flying Hawaiian Airlines!“

Jeder Buchstabe des des Wortes Aloha hat seine ganz eigene Bedeutung:

A steht für Akahai (Freundlichkeit verbunden mit Zärtlichkeit)
L steht für Lokahi (Einigkeit verbunden mit Harmonie)
O steht für Oluolu (Angenehmes, fröhliches Wesen)
H steht für Haahaa (Demut, verbunden mit Bescheidenheit)
A steht für Ahonui (Geduld, verbunden mit Ausdauer)

Soviel dazu. Nun kommt es: wir fanden es schon lustig, seit wir uns mit Hawaii beschäftigen. Der uns aus vielen Tauchurlauben bekannte Picasso-Drückerfisch heißt hier ganz einfach „Humuhumunukunukukuapua’a“ (Gabi kann das inzwischen auswendig).

Und jetzt bin ich wieder im Kahikili Beach Park, es ist kurz vor Fünf, sie Sonne steht schon ganz tief. Die ersten Schritte ins warme Wasser - schön. Noch zwei Schritte - upps, hüfthohes Wasser. Eine sanfte Welle hebt mich hoch, ich gucke nach unten und schaue auf ein rd. 3 Meter unter mir liegendes Korallenriff und unmittelbar auf meinen lieben Freund, der hier den Namen Humuhumunukunukukuapua’a trägt! Ich glaube, ich träume.

Fassungslos schnorchel ich über das Riff. Alle sind sie gekommen: Lippfische, Makrelen, Zitronenfalterfische, Kaiserfische, Drückerfische, Flötenfische (dabei eine neue Art, die ich noch nie gesehen habe), das ganze Kleingewusel, das üblicherweise die „Fischsuppe“ ausmacht.

Sorry, wurde gerade unterbrochen, denn Gabi ruft aus dem Wohnzimmer. Sie hat dort auf dem Sofa ein „Babyspringtier“ gefunden. So lang wie mein Daumennagel, sieht aus wie ein kleiner Gecko ohne Schwanz, dafür mit großen Augen. Wuselt ruhelos herum, Ton in Ton mit dem Sofabezug. Ich störe die beiden mal nicht weiter, Gabi meint, es sei vielleicht ein Baby-Olm (nenne ihn Michael (H)olm).

Wieder im Wasser: Ich lasse mich treiben, beobachte die Szenerie, kann es immer noch nicht glauben. So einfach? Nach 10 Minuten muss ich raus und es Gabi erzählen. Umgekehrtes Verfahren. Schnorcheln, 3 Meter bis zum Grund, vor dir: wellenartig auftürmender Sand, eine Welle hebt dich, Beine ausfahren, stehen - (jetzt hat sie den Baby-Olm auf der Hand, muss mal eben ein Foto machen, geschafft, könnt ihr bei den Bildern bewundern).

Jedenfalls will Gabi jetzt auch rein und sie entfernt sich gleich immer weiter vom Strand. Halt! Ich hatte doch gesagt, sie soll es langsam angehen lassen! Irgendwann kommt sie zurück, hat zwischendurch ein großes „Taucher-ok“ gegeben, verlernt man nicht. Einen Stingray (Stachelrochen) hat sie verfolgt bis an die Riffkante. Gut, dass es kein Hai war, den hätte sie bis zur Nachbarinsel verfolgt.

Ich gehe noch 2 mal rein, diesmal nehme ich Gabis Nikon mit, die soll ja Wasserdicht sein. Ist sie erstaunlicherweise und ich versuche, meinen Freund, den Picasso-Drücker zu fotografieren. Er ist der „Staatsfisch hier“ und deshalb gleich familienweise vertreten.

Gabi will wieder rein - bis in den Sonnenuntergang schnorcheln wir um die Wette. Was für ein Abschluss unseres Aufenthaltes auf den schönen Inseln. Meeting mit dem Staatsfisch im Sonnenuntergang. Klasse, das Tüpfelchen auf dem i unseres Hawai’i-Urlaubs.

Wir holen eine Pizza bei Safeway (die kommt gleich in die Mikrowelle), dazu Poke-Ahi, das ist eine Spezialität aus rohem Thunfisch - wir entscheiden uns für die „Tsunami-Variante“ - lecker scharf als Vorspeise. Weißwein dazu, geht es uns gut? JA!!

Morgen wechseln wir nach San Francisco. Gabi hat heute eine dritte Maschine Hemden etc. gewaschen, so dass wir quasi über 2 neue, frische Koffer Wäsche verfügen. California kann kommen! Gute Nacht

PS: war das schnell erzählt? Nein? Hoffe, es hat euch dennoch gefallen.

PPS: Fast wären wir eingeschlafen, da fragt mich Gabi, ob ich über die spatzengroßen Libellen berichtet habe, die uns gestern auf der Road to Hana entgegen geflogen kamen. Hatte ich vergessen und hole ich nun nach. Echt: wie in der Anfangssequenz von „Men in Black 1“ - ich hätte es nicht für möglich gehalten …

Tagesetappe: 66 km
Übernachtung:
The Ilikahi, 441 ilikahi Street, Lahaina, HI 96761

Another day (with you and me) in Paradise

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Gabi am Hawaii Botanical Garden, Big Island, HI

Nach einer guten Nacht stehen wir erfrischt auf. Zwischendurch hatte mich die Leitstelle angerufen; da war ich aber gerade mitten in der Tiefschlafphase und ich habe dem Kollegen nicht wirklich weiter helfen können. Woher sollte er auch wissen, dass ich gerade am anderen Ende der Welt bin. Super, dass die Jungs immer bemüht sind, mich über wichtige Dinge auf dem Laufenden zu halten!

Toll ist auch, dass es gestern Abend mit den Fotos am Krater geklappt hat; so können wir heute ausschlafen. Zur Abwechslung regnet es heute hier mal beim Aufstehen. Ist völlig egal; die Temperaturen sind immer oberhalb der 30 Grad-Grenze und nass bist du sowieso immer.

So ein Frühstück im Bed & Breakfast hat echt was familiäres. Heute sitzen neben uns Paare aus Japan (sprechen kaum englisch), Queensland, Australien (super nett, haben vergangene Tage an internationalen Kanuwettbewerben in Kona teilgenommen) und Waimea hier auf Big Island am Tisch. Letztere machen einfach regelmäßig Urlaub auf „ihrer Insel“ - beneidenswert.

Es ist sehr lecker und wir erzählen viel. Das Konzept ist einfach, aber gut: gemeinsam am Tisch - gemeinsam im Gespräch. Die Australier haben an der Westküste den Schnorchelausflug mitgemacht, von dem uns auch schon andere Gäste letzte Tage berichteten. Nachts 1 Stunde mit Mantas schnorcheln - sie sagen, dass sei das Erlebnis ihres Lebens gewesen. Die Mantas werden dadurch angelockt, dass mittels Licht Plankton an einer Stelle versammelt wird. Die friedlichen Tiere mit einer Spannweite von über 3 Metern nehmen dann dort ein üppiges Abendessen und kommen den Schnorchlern dabei „hautnah“. Klingt super, kriegen wir für heute aber nicht mehr hin und ist mit 200$ p.P. auch nicht ganz der „Schnapper“.

So vergeht die Zeit; wir trödeln - aber es ist ja auch Urlaub. Das Frühstück schmeckt wie immer super lecker. Erst gegen 09:40 Uhr verlassen wir diesen schönen Ort. Der erste Weg führt uns Richtung Norden über Hilo (kennen wir ja schon von gestern) die Küste entlang.

Unverhofft sehen wir einen „scenic drive“, der offensichtlich über 4 Meilen noch näher an der Küste entlang geht, als unser Highway #19. Spontan biegen wir ab. Schon nach 2 Minuten steht uns der Mund offen: wir fahren durch einen Dschungel - mal wieder so ein Erlebnis, dass man mit Worten oder Fotos nicht beschreiben kann. Die ersten 3 Fotos des Tages sind von dort.

Wir sehen einen Parkplatz und denken, dass es eine gute Idee ist, vor der Weiterfahrt den Kaffee wegzubringen. Restrooms gibt es hier (wie eigentlich überall) und schon haben wir das Auto abgestellt. „Hawaii Botanical Garden“ - aha, deshalb der Parkplatz. Den Garten, der überall Spitzenkritiken bekommt, hatten wir mal ins Auge gefasst, für heute aber eigentlich wieder verworfen. Obwohl - warum eigentlich nicht. Scheint wirklich idyllisch gelegen zu sein hier direkt m Meer in einer einsamen Bucht.

Gedacht - getan: wir lösen die Tickets und kaufen gleich noch eine ganze Pulle Mosiktospray dazu. Schon im Reiseführer war das dringend angeraten worden und ich kann euch sagen: es lohnt sich!! Die Viecher sind echt aggressiv hier, der intensive Duft nach Lavendel, den das Spray verströmt, hält sie aber weitestgehend von uns ab. Eine Stunde sollten wir einplanen, sagte die Dame am Ticketschalter. 2 sind es geworden und allein dort habe ich über 170 Fotos geschossen.

„Photographer’s Paradies“ - die Broschüre hat nicht gelogen. Ziemlich steil geht es einen Dschungelpfad hinab - das allein ist schon spektakulär. Unten dann verschiedene Regionen thematisch gegliedert. bunte Blüten, Orchideen (die hier ja wie Unkraut wachsen), Palmen, Bambus, Farne (gigantisch!), Wasserläufe und -fälle, Wege in der Bucht - ein Traum!

Gleichzeitig ist das aber Höchstleistungssport für uns. Fotografieren kann ganz schön anstrengend sein. Das neue Tripod tut gute Dienste. Es ist hier aber so feucht und so schwül, wie wir es bisher noch nirgendwo erlebt haben - hätte nicht gedacht, dass es noch eine Steigerung gibt, aber hier ist sie definitiv! Nach 10 Minuten bin ich durchgeschwitzt wie andere nach dem Hawaii-Triathlon nicht. Klitschnass wandern wir durch den Garten. Der Aufenthalt hier war aber jede Minute wert und das melde ich der Dame an der Rezeption auch zurück - sie freut sich!

Nächster Stopp: Akaka Falls - auch hier gibt es einen 30-minütigen Dschungelspaziergang zu 2 Wasserfällen. Imposant! In Honomu halten wir kurz - hier gibt es einige Fassaden, mit „Wildwest-Atmosphäre“. Sie sind für uns zugleich ein Zeichen dafür, dass wir nun im Norden der Insel angekommen sind. Die Landschaft verändert sich völlig. Von Lava ist nichts zu sehen - dafür saftig grüne Wiesen, hügelige Wellen, Rinder- und Pferdeherden sowie Ranches wohin man schaut. Hier ist Ackerbau und Viehzucht angesagt und das Fleisch wird sogar auf den Kontinent exportiert. Unser Frühstückskollege von heute morgen verdient hier sein Geld.

Wir fahren raus zum Waipi’o Valley Overlook - ein schöner Aussichtspunkt ganz oben an der Nordostküste - weiter geht es hier nicht mehr; die Straße ist zu Ende. Zurück in Honoka’a mache ich noch einige Bilder; auch hier erinnert vieles an den Wilden Westen - Hawaiicowboys sind hier zu Hause.

Zügig sind wir in Waimea angekommen. Im Store der Parker Ranch (die Parkers sind hier das führende Familienunternehmen; ihnen gehört hier fast alles Land) erstehen wir Holzschalen als Souvenir für zu Hause. Dabei kaufen wir eine mehr als geplant, denn die wird uns zu 60% ermäßigt - das war ein Schnäppchen.

Es ist schon 16:30 Uhr geworden. Weiter in den Norden bis an de Nordwestspitze zu fahren, bringt heute nichts mehr. Auch die beiden Tempelchen, die dort noch als Option offen standen, schießen gleich. Wir sind relaxt - der „Aloha-Spirit“ hat uns voll im Griff. Wir sind so frei, unsere Pläne nach Lust und Laune zu ändern - verpassen tun wir meist nicht wirklich etwas - es geht hier ja nicht um Highlights wie Nationalparks, die wir auslassen würden. Dafür fangen wir uns so wunderbare Erlebnisse ein wie gestern bei Garry oder heute im botanischen Garten.

An der Westküste geht es wieder in südliche Richtung nach Kailua-Kona. Hier ist die Lava wieder in großen Flows allgegenwärtig und es handelt sich unverkennbar um die Sorte „Aa“ (das ist die spitze, scharfkantige Art - der Name ist leicht zu merken, denn die Hawaiianer sollen immer „Aa, Aa, Aa“ geschrien haben, wenn sie barfuß darüber liefen). Es ist aber auch zu erkennen, dass die Lava hier schon lange erkaltet ist. Ganze Felder sehen eher wie brauner Lehm aus und auch die Vegetation erobert sich ihr Recht zurück.

Das Hotel ist zügig erreicht; der Highway ist von der Sorte „Tempomat rein und immer geradeaus“. Wir bekommen ein Zimmer mit Meerblick und richten uns behelfsmäßig ein (es geht morgen ja schon früh weiter). Das Auto haben wir bereits komplett geräumt; es muss ja alles wieder in die Koffer.

Bei Sonnenuntergang gehen wir entspannt zum Hafen runter. Die Kamera bleibt ausnahmsweise mal zu Hause. Hier sitzen Fischer und versuchen ihr Glück im Abendlicht. Gemütlich schlendern wir den Alii Drive hinunter; hier kennen wir uns ja schon aus.

Unter all den vielen Restaurants entscheiden wir uns für Pancho & Lefty’s Cantina - typisch mexikanisch. Zum Abschluss unseres Aufenthaltes auf Big Island gönnen wir uns Maragritas und bekommen zwei Badewannen diese tequillahaltigen Getränks serviert, die uns das ganze Abendessen über bei Laune halten - wir haben sogar als „Nachtisch“ noch etwas davon. Zu essen gibt es Seafood-Enchilladas: klasse! Der Tisch steht bei diesen Mahlzeiten ja rappelvoll: Chips (Nachos) & Salsa, Reis, Bohnenmus, Tomatensalat, Guacamole, Sour Cream, heiße, weiche Tacoshells - dazu der dampfende Mix aus frischem Fisch, Jacobsmuscheln, Scampis und Gemüse. Wir sitzen draussen auf der Hochterrasse und ich habe den Eindruck, das jeden Moment James Bond im Hawaiihemd auf einer seiner Pazifikmissionen hereinkommt.

Im Dunkeln geht es zurück zum Hotel. Wir versorgen die Fotos und verputzen den Rest Wein - viel ist es nicht mehr. Im Fernsehen läuft nicht viel Gescheites und es ist nun auch spät geworden. Das war schön heute - wieder mal. Gute Nacht!

Tagesetappe: km
Übernachtung:
Aloha Junction Bed & Breakfast, Volcano, Big Island, HI

"Pele comes to visit"

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Gabi mit Garry in seinem „neuen Haus“ am Ende der „Chain of Craters Road“, Big Island, HI

Was für ein Tag - und er ist noch nicht zu Ende. Wach war ich seit 04:00 Uhr schon. Aber wir wollten ja erst um 05:10 Uhr zum Krater losfahren, um ihn endlich „glühen“ zu sehen. Pünklich kommen wir weg - bei der kurzen Anfahrt zeigen sich aber bereits wieder die gefürchteten Nebelschwaden. Am Krater angekommen, erfahren wir von den wenigen Besuchern, dass der Nebel gerade erst reingezogen ist - sie haben vor 30 Minuten annehmbare Bilder geschossen. Mist - zu spät. Die Sonne geht auf und damit verschwindet auch das letzte anzunehmende rötliche Schimmern. Also: nächste Nacht noch mal.

Es ist noch nicht ganz hell, da sind wir schon an der Thurston Lava Tube - hier sind wir ganz alleine. Das gibt Zeit, etwas zu experimentieren mit der Kamera - gleichzeitig schauen wir uns aber auch ausführlich um. Hier stehen die größten Baumfarne der nördlichen Erdhalbkugel. Wir sind sprachlos - ist ja auch noch früh. Die „Tube“ ist eine 500 Jahre alte Lavaröhre - ein recht langer Tunnel, durch den die Lava damals hindurchgeflossen ist. Auch beeindruckend!

Gegen halb Acht skypen wir kurz mit Vater und Mutter sowie Georg. Alles ok zu Hause. Gut! Dann gibt es Frühstück. Robert übertrifft die Vorstellung von gestern. Es gibt zum Ost und den Pancakes (mit zig Sirupsorten und Marmeladen) auch Toast, Würstchen und Spiegeleier. Mit uns am Tisch: ein junges, amerikanisches Paar und eine Kleinfamilie aus Polen, die in Krakau ein pazifisches Restaurant (inkl. Tanz- und Musikdarbietungen) betreiben und auf Einkaufs- und Entdeckungsreise für neue authentische Hawaii-Gerichte sind. Sachen gibts …

Es ist gegen 09:00 Uhr, als wir Richtung Hilo rollen. 45 Minuten dauert die Fahrt. Dort angekommen, schlendern wir erst mal ganz gemütlich durch die Liliuokalani Gardens, einen japanisch angelegten Garten mit unbeschreiblichen Bäumen, Wasserläufen, Pagoden, orientalischen Brücken, einem Teehaus, etc. Von hier wechseln wir auf das winzig kleine Coconut Island hinüber. Hilo ist in den 40er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts von einigen schweren Tsunamis verwüstet worden - daran wird immer wieder erinnert. Die Gegend: sehr ruhig und schön.

Knapp 1,5 Meilen weiter in den Ort hinein stellen wir das Auto nochmals ab - alles ganz easy, überall kostenfreies Parken - wie fast überall hier auf den Inseln. Wir gehen die Kamehamehu Ave. ein Stück zurück und schauen uns den Farmers Market an, einen Bauernmarkt, wo alles vom Erzeuger vermarktet wird, was gekauft wird. Eine Bäuerin bietet uns Rambutan zum probieren an. Da sagen wir nicht nein und kaufen ihr dann ein Pfund für 2 Dollar ab. Größer als Litschies, aber geschmacklich sehr ähnlich. Gabi ersteht noch ein neues, sehr buntes Tuch, während außerhalb der Zeltplanen einer dieser 5-Minuten Sturzbachregenfälle runterkommt. Respekt!!

Etwas außerhalb von Hilo erreichen wir die Rainbow Falls und ich fotografiere wieder mit Stativ und Graufilter. Nebenan stehen wieder Banyan-Trees der Sorte, die uns heute Morgen in Hilo schon umgehauen hat. Selten habe ich so imposante Bäume gesehen - da kommen nur die Sequoias in Kalifornien mit. Ich werde einiges mal wieder bei den Fotos zeigen.

Nur wenige Meilen weiter: die Pe’e’pee Falls - weitere Wasserfälle mit weniger Publikumsbetrieb; der Aussichtspunkt ist in einer sehr grünen Parkanlage gelegen. Die Sonne brennt und ich fürchte, zu verbrennen. Raus aus der Sonne! Gabi spendiert eine Orange und einen Müsliriegel - die Trauben und Nektarinen sind gestern von uns verputz worden.

Über Pahoa erreichen wir 50 Minuten später die Ostküste und zwar dort, wo die „Chain of Craters Road“ (von gestern, ihr erinnert euch?) auf der anderen Seite (nördlich) von der Lava abgeschnitten wurde. Hier ist überhaupt kein touristischer Betrieb - die Seite hier ist schwerer zu erreichen und die meisten haben hierfür keine Zeit. Dafür kann man hier am Ende des Asphalts auf Gravel (Schotter) noch ein Stückchen weiter fahren, immer zwischen dem Lavaflow hindurch - gestern mussten wir viel Laufen.

Irgendwann dann aber ein Schild, das allen „unauthorised Persons“ das Weiterfahren verbietet. Wir stellen den Wagen ab, gehen aber doch noch ein Stückchen zu Fuß weiter. Da kommt von hinten ein Pickup; der Fahrer vom Typ „Aussteiger“ hält und spricht uns an. Ich vermute schon, dass weitergehen hier auch nicht erlaubt ist - weit gefehlt. Er grüßt lässig und fragt, warum wir nicht fahren? Das Schild! Ach das? Kümmert euch nicht drum - fahrt einfach weiter, ich wohne auch hier (wohnen??). Eine gute halbe Meile weiter ist Ende - da geht aber links noch ein Weg rein. Wenn ihr Lust habt, besucht mal den Typen, dem die Lava hier vor 5 Jahren das Haus abgebrannt hat - er ist sowas wie ein Lavaexperte, zeigt euch bestimmt gerne ein paar Fotos! Echt? Ja klar - macht das!!

Wir gucken uns an - drehen um, holen das Auto und fahren hin. Tatsächlich: da führt am Ende so ein roter Ascheweg über Stock und Stein mitten in das Lavafeld hinein. Und einige Kuppen weiter (wenn das hier unsere Autoversicherung sieht, sind wir dran) taucht ein kleines Holzhaus auf. Etwas abseits - Mitten in der Lava - werkelt ein Mann mit Sonnenhut an einer kleinen Palme rum - in der gleißenden Sonne. Wir halten, machen lässig das Fenster runter und fragen, ob wir stören? Stören, wobei? Naja, bei seiner Arbeit! „Hey Leute, bitte stört mich und haltet mich davon ab, hier weiter zu machen! Stellt euer Auto da hinten ab und kommt rüber!“ Gesagt getan.

Er stellt sich als Garry vor und es folgt eine dieser Stunden, die uns so verrückt auf die USA und die Menschen hier gemacht haben. Ihr müsst euch das vorstellen: schwarze Lava bis zum Horizont, wohin man guckt - nur zum Meer hin sieht man die Wellen brechen. Mittendrin ein kleines Holzhaus, ein ziemlich großer Wassertank, eine Badewanne unter freiem Himmel, ein Pickup und einige Planzen, die er gerade beackert hat.

Garry bezeichnet sich selbst als „Lava-Verrückten“ und erzählt uns, dass ihm 2010 genau hier - genauer: 300 Meter weiter da hinten - sein Haus „unter dem Hintern weg gebrannt ist. Und nun hat er sich ein neues gebaut. Alles gut! Wir fragen ungläubig nach: wie das denn war? wie lange das gedauert hat? warum er noch hier ist?

Er zeigt uns Fotos und erzählt. Selten habe ich einen authentischeren Kerl erlebt. Drei seiner Großeltern stammen aus Deutschand, eine Oma aus Österreich - wir waren also zumindest theoretisch mal „Nachbarn“ - haha!! Seine Eltern sind aber nach Wisconsin ausgewandert und ihn hat es dann nach Hawaii verschlagen. Lava und Vulkane haben ihn immer schon fasziniert. Er hat sich hier (da hinten) damals ein Haus gebaut und seitdem ist er hinter dem flüssigen Gestein her. Tolle Fotos hat er - zu der Zeit ist er immer wieder (auch nachts) aufgebrochen, um die Lavaströme zu fotografieren. Wenn sie ins Meer getropft ist, gab es zum Teil heftige Explosionen. Die eingeschlossenen Gase haben ganze Feuerwerke erzeugt. Solche Fotos haben wir auch in den Visitor Centern gesehen. Eine dieser Fontänen war über 100 Meter hoch - super Bild! Die „Lavabombs“, die dabei entstehen (Handball- bis Melonengroße Gesteinsbrocken) fliegen durch die Luft und schlagen überall ein. Kleineres Material prasselt darauf, sinkt ein und wird eingeschlossen. Beispiele hat er zur Anschauung parat.

Den Unterschied zwischen Aa-Lava und Pahoehoe-Lava kennen wir schon: Aa ist die messerscharfe, bröckelige Lava, an der man sich heute auch noch im erkalteten Zustand die Knochen aufreißen kann - wir haben gestern diese Sorte nur ein Mal betreten. Pahoehoe ist die sanft fließende, honigartige Lava, die eher tropft und zähflüssig ist. Sie sieht auch heute erkaltet noch viel schöner aus. Garry kann das noch weiter ausführen: Pahoehoe ist gut 1.200 Grad heiß, Aa nur 900 Grad. Und Aa „fließt“ nicht, sondern rollt vorwärts, „als wenn sie jemand mit einem Bulldozer schieben würde“. Dabei hat sie eine Struktur ähnlich von Holzkohle, nur viel schärfer und größer - glühende Gesteinsbrocken eben. Pahoehoe leuchtet nachts rot-orange-gelb; die etwas kälteren Stellen sind grau-schwarz. Bei Tageslicht sieht sie nur noch schwarz oder silbrig aus und man wundert sich, wenn es „unten herum“ wärmer wird und nebenan eine zähe Masse plötzlich gemächlich in Bewegung gerät. Oft sei es auch so, dass die vorderen Bereiche langsam erkalten und ganz zäh werden, von hinten schiebt das flüssigere Material dann alles zu Wülsten empor. Könnt ihr gut auf den Bildern von gestern sehen!

Beeindruckende Zahlen hat er auch parat: Der Kilauea (der ja derzeit noch aktiv ist) hat in den letzten 32 Jahren (im Januar werden es 33) täglich (!) über 400.000 Kubikmeter Lava produziert und über Lavafelder auf die Insel und ins Meer gepumpt. Viel oder? Der Mauna Loa (das ist der ganz große Vulkan hoch über uns) hat allein bei einem Ausbruch 1984 in 25 Tagen (!) die 400-fache Menge ausgespuckt und den Berg hinab fließen lassen (er zeigt uns das auf der Karte, die wir auch haben).

2010 war die Welt für Garry noch in Ordnung. Er frönte seinem Hobby, den Lavafeldern des Kilauea nachzuspüren und Fotos zu machen. Irgendwann wurde ihm dann klar, dass ein großer Lavaflow seine Richtung geändert hat und genau auf sein Haus zu steuerte. Ungefähr einen Monat vorher habe er gewusst, dass es ihn treffen wird. Er hat noch alles wertvolle (Waschmaschine, Gefrierschrank, Fernseher etc.) in Sicherheit gebracht. Dann hat er weiter fotografiert und gefilmt. Und eines Nachts gegen 3 Uhr war es dann so weit: das Haus brennt lichterloh. Die Bilder sind echt spooky! Was er gemacht habe? Fotos - und mit seiner Nachbarin eine Flasche Sekt getrunken. Nach einer Stunde war alles vorbei. Nur das Aluminiumdach sei übrig geblieben. Nach einigen Tagen habe die Lava (Pahoehoe übrigens) sich aber auch darüber aufgefaltet und es verschwinden lassen. Einen kleinen Rest könnt ihr da hinten noch sehen!

Es hat nur zwei Jahre gedauert, dann haben sich die ersten Farne schon wieder ihren Raum verschafft. Und da sei ihm klar gewesen, dass er sich ein neues Haus baut - das hier! Es hat nur einen Raum mit Küche, Bett und Wohnzimmer in einem. Es ist viel kleiner - wenn es ihn nochmal erwischen sollte, kann er es abbauen und in Sicherheit bringen. Die Versicherung hat nämlich die Prämien erhöht - kann man nicht mehr bezahlen. Strom: Solar! Wasser: „look, my catch-me-tank!“ (er zeigt auf den großen Wassertank). Fast ganz voll sei dieser derzeit. Das Wasser wird gechlort und vor dem Verzehr noch einmal gefiltert. Was er zum Essen benötigt, baut er fast alles selber an - er benötige nicht viel - Gartenarbeit (bei der wir ihm willkommen „gestört“ haben) sei aber täglich nötig.

Er sei mit sich im Reinen - „it’s nature!“ Er habe Pele (ihr erinnert euch: die hawaiianische Vulkangöttin) und ihr Zuhause, den Kilauea-Crater früher so oft besucht, um Fotos zu machen u.ä. Nun habe sie ihn auch einmal besucht - das sei eigentlich nett - so ein Gegenbesuch. Es zeige aber auch, wo wir Menschen stehen - es gebe halt Dinge, die man nicht aufhalten kann. Naturgewalten zum Beispiel. Dann muss man sie auch annehmen lernen.

Liebe Leute: die Geschichte von Pele ist auch wirklich sehr schön, das führt heute aber zu weit - vielleicht ein anderes mal. Oder ihr googelt das mal …

Wir sprechen mit Garry noch über andere Dinge - zum Beispiel darüber, dass ich nach unserem Empfindungen auch in Deutschland das Klima verändert. Er stellt für seinen Teil auch fest, dass derzeit hier etwas im Wandel ist: fast wöchentlich ziehen Hurrikane vorbei, die Wellen seinen im Sommer/Herbst so ungewöhnlich hoch und auch die Vulkane würden wieder aktiver: faszinierend: dieser Mix aus Zerstörung und Schöpfungskraft! Dem ist nichts hinzuzufügen.

Wir fragen, ob wir etwas für ihn tun können. Bei seinem ganzen Zeug (den Fotos, den Lavabeispielen etc. - er hat uns auch noch einiges zur chemischen Zusammensetzung der Lava usw. erzählt) liegt eine selbstgebrannte DVD. Titel: „Pele comes to visit“. Ob da seine Bilder drauf seien und ob ich die kaufen könne? Ja klar, auch ein Video sei dabei von der Nacht, in der sein Haus verschwand … Müsse ich aber nicht, er habe immer gerne Besuch und teile gern sein Schicksal und seine Gedanken mit netten anderen Leuten. Ich gebe ihm 20 Dollar und bin mal gespannt, was drauf ist auf der DVD. Ist aber eigentlich gar nicht wichtig. Das ist das bestangelegte „Tipp“, das ich je gegeben habe.

Zur Verabschiedung gibt er uns noch eine gut gemeinte Warnung mit auf den Weg: keine Lava mit nach Hause zu nehmen, sonst wird Pele sauer und bringt Unglück über uns. Das habe ich vor der Reise auch schon irgendwo gelesen. Es soll sogar Leute geben, die mitgenommene Lavastücke wieder zurückgeschickt haben, um das Unglück wieder los zu werden. Also: wir lassen das Zeug hier, auch wenn’s schwer fällt.

Als wir ihn verlassen, sind wir richtig zufrieden mit dem unerwarteten Verlauf des Nachmittags. Aus erster Hand eine so spannende Story zu hören - das kriegt man nicht alle Tage. Machs gut Garry und grüße Pele von uns! Uns muss sie nicht besuchen, wir kommen lieber zu ihr!

Der Nachmittag ist fortgeschritten und wir fahren nun die Küste entlang über die #137 Richtung Nordosten. Hier gibt es noch einige schöne Strände etc., die wir aber alle rechts liegen lassen. Dafür ist die Straße an sich der Oberhammer! Eine der absoluten Traumstraßen für uns. Ziemlich ruhig und abgelegen. Achterbahn! Rechts und links stehen exotische Bäume und Farne, die oben teilweise zusammenwachsen - Baumtunnel der besonderen Art. Und dabei immer auch der Blick auf die Küste. Hier würde ich wirklich gerne nochmal fahren!

Zurück nach Volcano, unterwegs tanken, denn morgen stehen gut 300 Kilometer über die Nordspitze nach Kona auf dem Programm. In Volcano stoppen wir beim „Thai Food Truck Tuk Tuk“ - so eine rollende Garküche. Ich bestelle Red Curry with Shrimps, Gabi Pad Thai with Chicken. Dazu „fried springrolls“ (kleine Frühlingsrollen als Appetizer). Auf unserer Terrasse schlemmen wir. Köstlich! Das beste Curry, das ich in den letzten Jahren hatte. Und im Vergleich zum Thai Thai vorgestern: doppelte Menge, doppelter Geschmack, halber Preis! Super!

Nun ist das Tagebuch geschrieben - 20:45 Uhr. Die Fotos hatte ich eben schon verortet. Nun suchen wir noch ein paar für die Website aus, die ich dann kurz entwickele. Wenn dann die Homepage fertig ist, fahren wir noch einmal zum Krater. Hoffen auf nebelfreie Sicht und Pele’s Wohlwollen. Die feurige Dame tut so viel für die Insel, sie schenkt ihr täglich neues Land - bitte schenke uns einen guten Blick auf dein leuchtendes Haar! Sonst müssen wir dir morgen früh vor Sonnenaufgang nochmal aufs Dach steigen - und das willst du doch nicht wirklich, oder?

Gute Nacht ihr Lieben, reisen bildet - und die Geschichte von Pele arbeite ich auch nochmal auf; versprochen!

Nachsatz: es ist jetzt 23:20 Uhr und wir sind zurück vom Kilauea-Krater. Die Sicht war gut, Pele hat gefaucht, sich aber in vollem Glanz gezeigt - ein unbeschreibliches Erlebnis! 2 Fotos habe ich auch gleich mal zur Ansicht bereit gestellt. Her mit dem Wein, morgen früh wird ausgeschlafen.

Tagesetappe: km
Übernachtung:
Aloha Junction Bed & Breakfast, Volcano, Big Island, HI
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