Tagebuch



Gabi & Jürgen on Tour ...

„It never rains in California“

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Gabi vor der „Brown Butter Cookie Company“ in Cayucos, CA

Der Titel dieses Tages gibt nicht nur einen Hinweis darauf, dass wir wieder einen wunderschönen, äußerst sonnigen Tag an der Westküste verbringen, sondern auch auf die wirklich verheerende Wasserknappheit derzeit. Die haben wir insbesondere bei unserer heutigen Wanderung erleben können.

Unser Plan, heute früh wegzukommen und damit mehr vom Tag zu haben, geht auf. Während wir duschen, zusammenpacken und kurz mit Mutter skypen werfe ich immer ein sorgenvolles Auge aufs iPhone: Gladbach spielt in Köln und verliert prompt das 6. Pflichtspiel in Folge torlos mit 1:0. Was ist denn da los?

Über den 17-Mile-Drive geht’s das erste Stück an der Küste entlang. Es ist noch früh, doch viele sind schon sportlich unterwegs: schnelle Radfahrer zu Hauf, gemütliche Jogger und Golfer, bei denen man irgendwie kaum Bewegung sieht. Alles schön und friedlich hier am Pazific.

In Carmel by the Sea, das uns damals schon so gut gefallen hat, lassen wir uns viel Zeit für einen ausgiebigen Spaziergang. Unser Vergleich der vielen Häuser mit einem Märchenland hat sich wohl rumgesprochen - eines ist sogar nach einem Grimmmärchen benannt worden. In der „Carmel Bakery“ bekommt Gabi einen leckeren Kaffee mit Großkeks (heißt hier Cookie und stellt eine ganze Mahlzeit dar) und ich ein Foto mit einem Foto von Clint Eastwood, der hier mal Bürgermeister war. Anschließend wird meine Geduld auf eine harte Probe gestellt, denn Gabi verfeinert ihren Coffee. Da hat Miraculix schneller seinen Zaubertrank gebraut als dass sie damit fertig ist. Ich meine immer, in einen Coffee Latte kann höchstens noch Zucker rein - oder Süßstoff. Weit gefehlt: noch etwas mehr Milch? noch etwas süßer? mit Zimt bestäuben, gute Idee! Nochmal abschmecken! Ein Tropfen Honig? Wäre möglich! Nee, lieber etwas Vanille, harmoniert besser zum Zimt! Jetzt gut? Umrühren, abschmecken. Ja, schon - aber ich könnte doch noch … Ahhhhhhh!!!! - Es sei ihr gegönnt, ich werde von ihr ja auch gut betüddelt!

Die Geschäfte sind schön, aber teuer, die Häuser wie gesagt wirklich schnucklig und die Stadt liegt am Hang, ist sehr grün und gar nicht hektisch. Sehr nett! Das Schachbrettmuster der kleinen Gassen macht die Orientierung kinderleicht.

Auf der Weiterfahrt nach Süden gibt es einige Fotostopps, heute fährt Gabi auch mal etwas, dann kann ich hin und wieder raus und nur kurz Fotos machen, z.B. an der Rocky Creek Bridge von 1932.

Mehr Zeit lassen wir uns diesmal auch im Pfeiffer Big Sur SP, den wir 2012 gar nicht erkunden konnten. Heiß ist es hier. Und der Ranger am Eingang weist schon darauf hin, dass der Wasserfall aufgrund der Trockenheit nicht viel Wasser hat. Der Trail soll dennoch schön sein. So stellen wir das Auto ab, packen Wasser ein, ziehen festes Schuhwerk an. Letzteres kann wahrscheinlich in 5 Tagen in den USA bleiben; unsere neuen Flipflops haben mehr Profil, als unsere abgewanderten Schuhe; das war aber schon vorher klar.

Rund 6,5 wandern wir, auf dem Hinweg ziemlich bergauf. Im Talgrund stehen einige der riesigen Redwoods. Dann gehts auf staubigen Pfaden zum Wasserfall hinauf. Total dürr das Gras, der Boden ausgelaugt, der Wasserfall tatsächlich eher ein Rinnsal. Die Natur braucht wirklich dringend Wasser, auch wenn der schöne Song verspricht, dass es hier niemals regnet. Vielleicht hat Petrus ab nächsten Donnerstag mal ein Einsehen …

Die Fahrt auf dem Highway No. 1 ist ein echtes Erlebnis, gerade bei diesem Wetter. Kann man auch nicht in Bildern einfangen die Stimmung, wenn es in vielen Schleifen immer hoch über der Küste daher geht. Mann muss aber Zeit mitbringen, denn richtig schnell kommt man hier nicht voran.

Ein letzter Stopp gilt den Seeelefanten im Hearst San Simeon SP. Hier liegen die Kolosse ermattet in der Sonne, bewerfen sich ab und an mit Sand und schnarchen. Mal geht auch eine/r ins Wasser oder hebt den Kopf, um kräftig zu röhren - oder ist das ein Rülpsen. Egal, klingt sehr archaisch.

So erreichen wir schon gegen 16 Uhr Cayucos. Auch hier sind wir angenehm überrascht. Kleines Nest, aber mit Charme. Und auch die Motels sehen adrett aus; unseres besonders. Das Zimmer ist sehr, sehr groß, komplett eingerichtet und sogar das Bad ist nett und geräumig. Alles supi!

Am Highway, der mitten durch den Ort führt, hier aber auch nur eine zweispurige Straße bildet, liegen lauter Restaurants und auch ein Saloon. Dahin gehen wir jetzt mal. Abendessen ist angesagt - recht früh, aber bisher haben wir vor allem gesund gelebt heute mit einigen Müsliriegeln, ganz vielen Möhrchen und Trauben.

Ich berichte gleich mal, was es gab.

Beim Spaziergang die lange Straße herunter mache ich noch ein paar Bilder und Gabi kauft nach entsprechenden Probieraktionen in der ortsansässigen „Brown Butter Cookie Company“ eine Mischung von Cookies diverser Geschmacksrichtungen und Größen. Damit ist ein weiterer Einkauf von Müsliriegeln in diesem Urlaub obsolet - die Cookies werden uns satt machen, es ist sicher viel gute Butter drin.

Als würden sie in „Schooner’s Wharf“, wo wir zu Abend gegessen haben, die Überschrift meines heutigen Tagebucheintrags kennen! Auf den Tischen der dezente Hinweis, dass Wasser zum Essen (ansonsten in Restaurants immer das Erste, was man bekommt) wegen der Wasserknappheit nur auf ausdrücklichen Wunsch ausgeschenkt wird, um Verschwendung zu vermeiden. Finde ich vernünftig.

„Schooner’s“ ist aufgemacht wie ein Piratenschiff und wir essen frische Meeresfrüchte der ganz leckeren Art. Gabis „Seafood Pasta“ ist fein abgeschmeckt, enthält als Gesundkomponente noch Spinat und Champignons und mundet ihr vorzüglich. Ich bekomme Jumbo-Shrimps, die ihrem Namen alle Ehre machen, auch klasse schmecken und dazu Onion Rings, weil es die ja bei uns nicht so gibt. Gabis Cocktail kann was und auf meine Frage nach einem gezapften Local Beer bekomme ich eine fachmännische Beratung zu verschiedenen Bieren samt der Entfernung der Brauerei in Meilen zu dem Platz, an dem ich gerade sitze. Ist ja wichtig, um das „lokale“ genau einschätzen zu können. Das „Firestone Golden 805“ war auch sehr gut.

Wieder vor der Tür mache ich mal ein Foto vom Highway, den wir nun zurück gehen sollten. Am Ende des Bildes liegt unser Motel. Zuvor müssen wir aber natürlich auch die paar Schritte zum Strand gehen, um zu sehen, ob die Sonne auch heute untergeht. Ich bestätige ordnungsgemäße Verrichtung - das hat sie gut gemacht - verlässlich wie sie ist (es gibt aber Leute, die müssen allabendlich gucken, ob sie es wirklich tut). Sicherheitshalber mache ich ein paar Bilder davon und setze sie gleich ins Netz, damit die Welt weiß: „in Cayucos ist es jetzt dunkel“ - neues Sonnenlicht gibt es erst morgen früh wieder.

Nun werde ich mich wassersparend unter die ob des Staubs von den Trails heute Mittag dringend nötige und unaufschiebbare Dusche schwingen, um anschließend frisch wieder herauszukommen aus dem Bad und mir dann fromm und frei ein leckeres Samstagsabendweinchen zu erlauben.

Der Tag neigt sich, der Urlaub auch - wir haben aber noch 4 bestimmt sehr schöne Tage vor uns. Gute Nacht - und: Wasser sparen macht auch bei uns Sinn, nur so nebenbei!

Tagesetappe: 193 km
Übernachtung:
Cayucos Beach Inn, 333 South Ocean Avenue, Cayucos, CA 93430

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